Betriebsabrechnungsbogen BAB

Als Arbeitsanweisung und rechnerisches Hilfsmittel zur Durchführung der Kostenstellenrechnung wird meist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) genutzt. Dieser soll Ihnen nachfolgend vorgestellt werden.

Aufbau vom Betriebsabrechnungsbogen BAB

Der BAB bildet eine große Tabelle und enthält zeilenweise die (Gemein-)Kostenarten und spaltenweise die Kostenstellen. Zu seinen Aufgaben gehört

  1. die Verteilung der primären Gemeinkosten auf die Kostenstellen
  2. die Durchführung der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung
  3. die Bildung von Kalkulationssätzen
  4. die Vorbereitung der Kostenkontrolle.

Im BAB werden ausschließlich Gemeinkosten verrechnet, da sich die Einzelkosten direkt den Kostenträgern zuordnen lassen. Dennoch sind immer wieder im Betriebsabrechnungsbogen zusätzlich auch Einzelkosten ausgewiesen. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Einzelkosten als Bezugsgröße zur Verrechnung von Gemeinkosten Verwendung finden.

„Bei den Gemeinkosten gilt es zu unterscheiden zwischen:

Um das Konzept des Betriebsabrechnungsbogens sinnvoll anwenden zu können, sind nacheinander folgende Rechenschritte durchzuführen:

Arbeitsschritte des BAB

  1. In einem ersten Schritt sind die primären Gemeinkosten gemäß der Kostenartenrechnung in die linke Spalte des BAB einzutragen und dann auf die jeweiligen Haupt- und Hilfskostenstellen (nach Möglichkeit gemäß des Verursachungsprinzips) zu verteilen. Als Ergebnis erhält man die Summe der primären Gemeinkosten je Kostenstelle. So müssen bspw. Fertigungslöhne, sofern es Gemeinkosten sind, von den Fertigungskostenstellen getragen werden. Viele Versicherungskosten lassen sich dagegen den Verwaltungskostenstellen zuschlagen. Und Gemeinkostenmaterial ist kostenrechnerisch von den Materialkostenstellen zu verantworten. Auch die Abschreibungen für Maschinen sind in der Regel den Fertigungskosten zuzuschlagen. Nicht eindeutig verhält es sich dagegen bei der Kostenart Gebäudemieten. Während manche Unternehmen die Gebäudemiete komplett der Kostenstelle Verwaltung zuordnen, schlüsseln andere diese Kostenart auf die betroffenen Kostenstellen. Auf jeden Fall handelt es sich damit bei der Gebäudemiete um Kostenstellengemeinkosten.
  2. Im zweiten Schritt erfolgt die innerbetriebliche Leistungsverrechnung, also die Umlage aller Kosten der Hilfskostenstellen auf diejenigen Kostenstellen, die entsprechende Leistungen empfangen haben, bis alle Kosten der Hilfskostenstellen vollständig verteilt sind. Als Ergebnis erhält man folglich für jede Hauptkostenstelle die Summe der gesamten Gemeinkosten. Man spricht immer dann von einer Hilfskostenstelle, wenn dieser Unternehmensbereich Leistungen für andere Unternehmensbereiche (Kostenstellen) erbringt. Genau in diesem Fall müssen die Kosten der Hilfskostenstellen auf die nutzenden Kostenstellen verrechnet werden.
  3. Als dritter und letzter Schritt ist die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenträger zu nennen. Diese Verteilung ist Bestandteil der Kalkulation und erfolgt auf Basis von Kalkulationssätzen.

Lernvideo zum Betriebsabrechnungsbogen

Hilfreiche Erläuterungen erhalten Sie auch im folgenden Video zum Betriebsabrechnungsbogen:

Zusätzlich fast nachstehende Abbildung die Schritte des Betriebsabrechnungsbogens noch einmal für Sie zusammen.

Arbeitsschritte des BAB

Die Wahl der Kostenschlüssel im Betriebsabrechnungsbogen

Die Wahl geeigneter Umlageschlüssel spielt jetzt nicht nur bei der Verteilung der Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen eine Rolle, sondern sie ist auch zur Bestimmung der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung und zur Ermittlung von Kalkulationssätzen bedeutsam. Man unterscheidet folgende Kostenschlüssel:

  1. Wertschlüssel (Löhne, Materialeinzelkosten, Umsatz, Herstellkosten),
  2. Mengenschlüssel (Menge nach Länge, Fläche, Gewicht, Zahl, Rauminhalt etc.),
  3. Zeitschlüssel (Arbeits-, Maschinen-, Platzstunden).
  4. Kapitalschlüssel (betriebsnotwendiges Kapital)
  5. Arbeitskraftschlüssel (Zahl der Arbeitskräfte, Zahl der Angestellten)

Wertschlüssel führen zu prozentualen Zuschlagssätzen (z.B. 10% der Herstellkosten), Mengenschlüssel und Zeitschlüssel zu Zuschlagssätzen pro Bezugsgrößeneinheit (z.B. 2 Euro pro kg, 15 Euro pro Arbeitsstunde).

Kostenschlüssel

Wertschlüssel werden in der betrieblichen Praxis häufig zur Verrechnung von Materialgemeinkosten oder von Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten genutzt. Dagegen spielen Mengen- oder Zeitschlüssel  oft für die Verrechnung von Fertigungsgemeinkosten eine große Rolle. Darüber hinaus gibt es es Kapitalschlüssel. Diese werden zur Verrechnung von Zinsen herangezogen, Arbeitskraftschlüssel nutzt man dagegen vor allem, wenn kein anderer sinnvoller Schlüssel in Frage kommt.

Summe der primären Gemeinkosten

Wenn alle in der Kostenartenrechnung erfassten Gemeinkosten auf die Kostenstellen verteilt sind, ist der erste Schritt im Betriebsabrechnungsbogen BAB abgeschlossen. Bildet man nun die Summe der zugeordneten Gemeinkosten auf die Kostenstellen, dann erhält man im Ergebnis die Summe der primären Gemeinkosten. Jetzt fehlt noch die Zurodnung der sekundären Gemeinkosten über die innerbetriebliche Leistungsverrechnung. Erst danach kann man auf Basis dieser Gesamtwerte Kalkulationssätze für die Gemeinkosten der einzelnen Hauptkostenstellen bilden.

Bildung der Kalkulationssätze

Wie sich die Kalkulationssätze für die Gemeinkosten der einzelnen Hauptkostenstellen bilden lassen, erfahren Sie im folgenden Video:

 

Aufgabe zum Betriebsabrechnungsbogen

Gegeben seien die folgende Unternehmensdaten eines Betriebes: Ein Unternehmen umfasst die Kostenstellen Strom, Wasser, Reparatur, Meisterbüro, Material, Fertigung I, Fertigung II, Verwaltung und Vertrieb. Von allen Kostenstellen sind die primären Gemeinkosten bereits bekannt, d.h. die Gemeinkostenarten wurden bereits im ersten Schritt den einzelnen Kostenstellen zugewiesen. Außerdem ist bekannt, welche Kostenstellen Strom, Wasser, Reparaturstunden und Leistungen des Meisterbüros nutzen. Die Daten hierzu finden Sie in der nachfolgenden Tabelle:

KostenstellePrimäre Gemeinkosten in EuroStrom-

verbrauch in kwh

Wasser-verbrauch in cbmVerbrauch an Reparatur-stunden
Strom

Wasser

Reparatur

Material

Meisterbüro

Fertigung I

Fertigung II

Verwaltung

Vertrieb

2.800

1.200

800

3.000

2.000

8.000

11.000

4.500

2.500

 

 

1.000

2.000

500

4.000

3.000

1.800

2.000

60

 

100

100

 

400

400

50

90

 

 

 

20

 

120

 

18

62

Die innerbetriebliche Leistungsverrechnung der Hilfskostenstellen auf die Hauptkostenstellen soll mittels des Stufenleiterverfahrens erfolgen. Bringen Sie dazu die Kostenstellen für das Stufenleiterverfahren in eine zweckmäßige Reihenfolge.

Verteilen Sie danach die Gemeinkosten der Hilfskostenstellen gemäß den angegebene Verbrauchsmengen auf die Kostenstellen. Auf diese Weise erhalten Sie die sekundären Gemeinkosten.

Beachten Sie außerdem, dass die Umlage des Meisterbüros im Verhältnis 1 zu 2 auf Fertigung I und II erfolgen soll.

Für die Hauptkostenstellen gelten die folgenden Bezugsgrößen:

  •     Material: 18.000 Euro Materialeinzelkosten
  •     Fertigung I: 2.100 Maschinenstunden
  •     Fertigung II: 670 Akkordstunden

Die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten sind als einheitlicher Zuschlag auf die Herstellkosten in Höhe von 83.000 Euro zu verteilen.

Ermitteln Sie letztendlich die Kalkulationssätze für die Hauptkostenstellen.

Lösungsvorschlag zur Aufgabe zum Betriebsabrechnungsbogen

Als Hilfskostenstellen sind Wasser, Strom, Reparatur und das Meisterbüro anzusehen, denn sie erbringen Leistungen, die von anderen Kostenstellen nachgefragt werden. Entsprechend bilden Material, Fertigung I, Fertigung II, Verwaltung und Vertrieb die Hauptkostenstellen.

Die Abrechnungsreihenfolge der Hilfskostenstellen beträgt sinnvollerweise 1. Wasser, 2. Strom, 3. Reparatur und 4. Meisterbüro. Es ist immer mit der Kostenstelle zu beginnen, die am wenigsten Leistung von anderen Kostenstellen empfängt. Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie viele primäre und wie viele sekundäre Gemeinkosten die einzelnen Hauptkostenstellen zu tragen haben. Primäre und sekundäre Gemeinkosten sind zudem zusammengefasst (Ausweis als Summe) und den Bezugsgrößen gegenübergestellt. So erhält man durch einfache Division die jeweiligen Kalkulationssätze.

 MaterialFertigung IFertigung IIVerwaltungVertrieb
Primäre GK3.000 €8.000 €11.000 €4.500 €2.500 €
Wasser100 €400 €400 €50 €90 €
Strom400 €800 €600 €360 €400 €
Reparatur100 €600 €0,00 €90 €310 €
Meisterbüro 700 €1.400 €  
Summe3.600 €10.500 €13.400 €5.000 €3.300 €
Bezugsgröße18.000 €210067083.000,00 €
 Mat.-EKMaschinen-stundenAkkord-stundenHerstellkosten
Kalkulations-sätze20,00%5,020,010,00%
 auf Mat.-EKEuro pro MA-StundeEuro pro Akkord-stundeauf Herstellkosten

Materialgemeinkosten sowie Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten sind prozentuale Zuschläge auf die jeweiligen Bezugsgröße. Sie folgen damit der Idee des Tragfähigkeitsprinzips. Dagegen errechnet man für die beiden Fertigungskostenstellen Stundensätze (als Maschinenstundensatz bzw. als Akkordstundensatz). Somit basieren die Kalkulationssätze der Fertigungskostenstellen auf dem Durchschnittsprinzip.

Die jeweiligen Kalkulationssätze lassen sich nutzen, um anschließend die Kostenträgerstückrechnung (Produktkalkulation) als Zuschlagskalkulation durchzuführen.

Hinweis zur Lösung der Aufgabe zum Betriebsabrechnungsbogen BAB:

Die sinnvolle Abrechnungsreihenfolge ist 1. Wasser, 2. Strom und 3. Reparatur, die die Kostenstelle Wasser von keiner anderen Hilfskostenstelle Leistung empfängt. Strom empfängt nur Leistungen der Kostenstelle Wasser und Reparatur schließlich von Wasser und Strom. Auf diese Weise liefert das Stufenleiterverfahren die korrekten Verrechnungspreise, die sich auch mit dem Gleichungsverfahren ergeben würden. Die Verrechnungspreise lauten:

P(Wasser) = 1,0 Euro pro cbm

P(Strom) = 0,20 Euro pro kWh

P(Reparatur) = 5,00 Euro pro Stunde

Beachten Sie, dass sich bei Anwendung des Anbauverfahrens statt des Stufenleiterverfahrens im Rahmen der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung andere Verrechnungspreise ergeben.

Hauptquelle des theoretischen Teils dieses Abschnitts mit Link zu Amazon: Georg, S.: Kosten- und Leistungsrechnung kompakt: Einführende Darstellung mit 48 Aufgaben

Last Updated on