Beurteilung Life Cycle Costing

Wie lässt sich das Life Cycle Costing, die Lebenszykluskostenrechnung, beurteilen? Beachten Sie hierzu die folgenden 6 Aspekte zur Kritik am Konzept:

Betrachtung des Produktlebenszyklus

Ganzheitliche Sichtweise des Produktlebenszyklus: Statt nur die Kosten einzelner Phasen zu betrachten, steht die Analyse des Lebenszykluses als Ganzes im Blickpunkt. Dies ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Damit ist die Lebenszykluskostenrechnung an die Investitionsrechnung angelehnt. Auch diese betrachtet den gesamten Planungszyklus, vor allem in der dynamischen Variante der Investitionsrechnung (Kapitalwertmethode, interne Zinsfuß-Methode, Annuitätenmethode, dynamische Amortisationsdauer-Rechnung). Allerdings stellt sich auch die Frage, ob die erwarteten Kosten in vier, fünf Jahren bereits heute Einfluss auf Produktentscheidungen haben kann und soll.

Investitionsrechnung

Darüber hinaus eignet sich die Methode zur Unterstützung strategischer Entscheidungen in der Frühphase des Produktlebenszyklus. Denn die Überprüfung von Investitionsentscheidungen ist mit der Lebenszyklusrechnung möglich. Letztendlich ist eine Investition nur dann zu befürworten, wenn sie über den gesamten Lebenszyklus wirtschaftlich sinnvoll erscheint. Und gerade zur Investitionsrechnung stehen viele statische und dynamische Rechenmethoden zur Verfügung, allen voran die Kapitalwertmethode, die große Ähnlichkeiten mit der Lebenszyklusrechnung aufweist.

Abweichungen vom klassischen Lebenszyklus

Allerdings gilt der Produktlebenszyklus nicht für jedes Produkt, wie die folgenden Beispiele eindrucksvoll zeigen: Beispielsweise ist das Tamagochi in den späten 80er und frühen 90er Jahren zu nennen. Dazu gab es praktisch keine Markteinführungsphase, sondern direkt eine sehr dynamische Wachstumsphase. Anschließend kam es zu einem abrupten Verschwinden des Tamagochis vom Markt. Und gerade heutzutage ist zu beobachten, dass es immer häufiger Produkt gibt, die kurzfristig einen Hype durchleben und dann plötzlich wieder vom Markt verschwinden – völlig unhängig von gesamtwirtschaftlichen Konjunkturzyklen.

Im Gegensatz dazu gibt es bei anderen Produkten eine fast unbegrenzte Reifephase. Hierzu gehören beispielsweise schottischer Whiskey oder französische Parfums. Auch viele Markenprodukte existieren seit mehr als 50 Jahren und erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit.

Planung von Einzahlungen und Auszahlungen

Als Konsequenz aus dem vorgenanntem Punkt lässt sich feststellen, dass auch die Planung der Verläufe von Ein- und Auszahlungen nicht dem typischen Verlauf folgen muss. Stattdessen kann es hier zu erheblichen Verschiebungen der klassischen Einzahlungs- und Auszahlungsphasen kommen. Insbesondere Zahlungen, die weit in der Zukunft liegen, lassen sich so nur schwierig abschätzen. Aber diese Zahlen sind notwendig, wenn eine Form der Kapitalwertmethode zum Einsatz kommt. Vor dem Hintergrund einer Risikobewertung sind lange Planungszyklen damit kritisch zu sehen.

Unsicherheit der Daten

Zudem schränkt die Unsicherheit bzgl. der Schätzung künftiger Ein- und Auszahlungen die Aussagekraft der Methode ein. Auch dies ist ein Ergebnis der Risikibewertung. Allerdings gilt diese Kritik im Grunde für alle anderen Formen der Investitionsrechnung ebenso. Generell stellt sich die Frage, wie man mit Daten umgehen soll, deren Aussagegehalt unsicher ist.

Hoher Koordinationsaufwand

Ähnlich wie beim Target Costing fällt ein hoher Koordinationsaufwand durch die Bildung interdisziplinär besetzter Teams (zur Abschätzung der Kosten einerseits und der Markterlöse andererseits) an, so dass mit der Durchführung der Methode selbst hohe Kosten verbunden sind. Ohne ein durchdachtes Projektmanagement können die Kosten für das Projekt selbst schnell aus dem Ruder laufen. Auch unter diesem Aspekt spielt die Unsicherheit der Daten wieder eine große Rolle. Denn letztlich sind Rechenergebnisse nur dann aussagekräftig, wenn sie auf verlässlichen Daten basieren.

Literaturhinweis zu Life Cycle Costing (Lebenszyklusrechnung)

(Literaturhinweis mit Link zu Amazon: Kremin-Buch, B.: Strategisches Kostenmanagement. Grundlagen und moderne Instrumente, 4. Auflage, Ort: Wiesbaden; Gabler, 2007, S. 202 ff.)

Last Updated on