Definition von Kosten – Kostenrechnung

Die Definition von Kosten macht in der praktischen Anwendung vielen Studierenden Probleme. Denn der Kostenbegriff in der Betriebswirtschaftslehre (BWL) – insbesondere in der Kostenrechnung und dem Kostenmanagement – weicht vom Kostenbegriff in der Allgemeinsprache ab. Dabei ist für den wirkungsvollen Aufbau einer Kostenrechnung der Kostenbegriff unbedingt zu klären.

„Der Begriff Kosten bezieht sich in der Betriebswirtschaft auf den in Geldeinheiten bewerteten Verzehr von immateriellen und materiellen Produktionsfaktoren, die zur Herstellung von Sachleistungen und/oder Dienstleistungen sowie deren Absatz benötigt werden.“ (Quelle: https://www.billomat.com/lexikon/k/kosten/)

Kosten als Strömungsgröße

Kosten gehören zur Gruppe der Strömungsgrößen. Dabei handelt es sich um Maßzahlen, die jeweils auf eine Periode bezogen sind und den Ab- bzw. Zufluss finanzieller Mittel in unterschiedlichen Erscheinungsformen beschreiben. Diese Eigenschaft unterscheidet sie von den Bestandsgrößen, die sich auf einen Zeitpunkt beziehen und beispielsweise in einer Bilanz zu finden sind.

Folgende Strömungsgrößen können unterschieden werden:[1]

  1. Auszahlung: Abgang liquider Mittel in Form von Bargeld oder Sichtguthaben
  2. Einzahlung: Zugang liquider Mittel in Form von Bargeld oder Sichtguthaben
  3. Ausgabe: Wert aller zugegangenen Güter und Dienstleistungen
  4. Einnahme: Wert aller abgegangenen Güter und Dienstleistungen
  5. Aufwand: Wert aller verbrauchten Güter und Dienstleistungen
  6. Ertrag: Wert aller erbrachten Leistungen
  7. Kosten: Wert aller verbrauchten Güter und Dienstleistungen zur Erstellung der eigentlichen betrieblichen Leistung
  8. Betriebsertrag: Wert aller erbrachten Leistungen im Rahmen der eigentlichen betrieblichen Tätigkeit

Beachten Sie dabei, dass es durchaus umstritten ist, wann genau ein Wert tatsächlich zugeht (eine Ausgabe anfällt). Denn manche interpretieren den Zugang bereits als den Moment, in dem das Recht auf Lieferung vereinbart wird. Dagegen verlangen andere den konkreten physischen Zugang eines Produktes, um von einer Ausgabe zu sprechen. Im an dieser Stelle verlinkten Video zu den Strömungsgrößen sind Ihnen Einzahlungen und Auszahlungen, Ausgaben und Einnahme, Aufwand und Ertrag sowie Leistungen und Kosten ebenfalls erklärt.

Kosten im Alltag

Im Alltag machen wir oft keinen Unterschied zwischen Kosten und Auszahlungen, d.h. es existiert keine klare Definition von Kosten in unseren Köpfen. Wenn wir sagen „Das ist eine schöne Hose, was hat sie gekostet?“, dann meinen wir im betriebswirtschaftlichen Sinn „Das ist eine schöne Hose, was hast du bezahlt?“. Zahlungsvorgänge und Kosten sind in der Kostenrechnung aber durchaus unterschiedliche Positionen. Vor allem sind Kosten in der BWL überhaupt nicht an Zahlungen gebunden. Wenn Sie sich die Begrifflichkeiten von Kosten und anderen Strömungsgrößen in einem Video anschauen wollen, können Sie das folgende betrachten:

Beispiel zur Definition von Kosten

Ein selbständiger Unternehmer beschafft im Dezember des Jahres 2021 einen PKW zum Preis von 30.000 Euro. Allerdings wird der PKW erst im Januar 2022 bezahlt und in den Jahren 2022 bis 2027 (zu gleichen Teilen) genutzt. Dabei erfolgt die Nutzung zu 80% aus betrieblichem und zu 20% aus privatem Anlass.

  1. Der Ausgabe im Jahr 2021 in Höhe von 30.000 Euro (Sie kaufen das Recht auf Lieferung eines Fahrzeugs im Wert von 30.000 Euro)
  2. steht eine Auszahlung im Jahr 2022 in Höhe von 30.000 Euro gegenüber (Sie zahlen die 30.000 bei Lieferung des Fahrzeugs).
  3. In den Jahren 2022 bis 2027 entsteht jeweils ein Aufwand in Höhe von 5.000 Euro (bei linearer Abschreibung über 6 Jahre),
  4. die (kalkulatorischen) Kosten betragen hingegen in jedem Jahr nur 4.000 Euro (80% der Nutzung ist betrieblich bedingt).

Das obige Beispiel ist insofern vereinfacht, als dass Sie nicht gezwungen sind, in der Kostenrechnung die Wertansätze aus der Finanzbuchhaltung zu übernehmen. So könnten Sie beispielsweise in der Kostenrechnung eine andere (realistische) Nutzungsdauer unterstellen oder Sie könnten mit Wiederbeschaffungspreisen statt mit Baschaffungspreisen arbeiten. Insofern gibt es weitere Möglichkeiten dafür, dass sich die Kosten vom Aufwand unterscheiden.

Liquiditätsplanung vs. Kostenrechnung

Ein- und Auszahlungen sowie Einnahmen und Ausgaben sind Rechnungsgrößen der Liquiditätsplanung. Im Gegensatz hierzu sind Aufwand und Ertrag in der Finanzbuchhaltung von Bedeutung. Schließlich sind Kosten und Betriebserträge in der Kosten- und Leistungsrechnung anzuwenden. Somit sind Aufwand, Ertrag, Kosten und Betriebserträge (Leistungen) Begriffe für die Gewinnrechnung beziehungsweise für die Rentabilitätsplanung. Im Ergebnis sehen Sie, die sinnvolle Definition von Kosten ist die Voraussetzung für korrekte Rechnungen zur Steuerung des Unternehmens, da Unternehmen nicht nur liquide (zahlungsfähig) sein müssen, sondern auch rentabel arbeiten wollen (Gewinnerzielung).

Zahlreiche Beispiele zur Definition von Kosten

Um Ihnen geeignete Beispiele zur Definition von Kosten gewähren zu können, sollten Sie sich noch einmal vergegenwärtigen, dass Kosten immer dann entstehen, wenn es einen betrieblich bedingten Werteverzehr gibt. Und schon können wir uns verschiedene Kosten anschauen.

Personalkosten

Personalkosten entstehen immer dann, wenn ein betrieblich bedingter Arbeitseinsatz von Menschen (des Produktionsfaktors menschlicher Arbeit) im Unternehmen entsteht. Warum sollte ein Unternehmen auch Mitarbeiter einstellen, die es nicht betrieblich beschäftigen will? Somit führt der Einsatz von Personal auch immer zu Personalkosten.

Materialkosten

In der Regel verbraucht ein Unternehmen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe zu betrieblichem Zweck. Deshalb sind auch mit dem Materialverbrauch Materialkosten verbunden. Nur für den Fall, dass ein Materialverbrauch betrieblich nicht notwendig ist, entstehen keine Materialkosten. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn Material in einem Lager unbrauchbar wird (z.B. durch einen Wasserschaden), ohne dass es dafür eine betriebliche Notwendigkeit gibt.

Kalkulatorische Abschreibungen

Besitzt ein Unternehmen Wirtschaftsgüter, die mehrjährig genutzt werden können, und verlieren diese Wirtschaftsgüter durch Nutzung oder Alterung an Wert, dann führt der Werteverzehr zu sogenannten kalkulatorischen Abschreibungen. Sie unterscheiden sich von den bilanziellen Abschreibungen dadurch, dass die theoretischen Werte des Werteverzehrs der bilanziellen Abschreibung durch tatsächliche Werte ersetzt werden können. So können sich die unterschiedlichen Wertansätze bspw. aufgrund einer sich unterscheidenden Nutzungsdauer ergeben. Typische Beispiele für mehrjährig nutzbare Wirtschaftsgüter sind Maschinen, Gebäude oder Fahrzeuge. Lediglich Grundstücke verlieren im Regelfall nicht an Wert und führen damit dann auch nicht zu kalkulatorischen Kosten.

Beschaffungskosten und Lagerhaltungskosten

Beschaffungskosten entstehen nicht für das Material selbst, das eingekauft wird. Denn dieses Material ist ja noch nicht verbraucht. Und erst der Verbrauch verursacht auch Kosten. Vielmehr entstehen Beschaffungskosten dann vor allem in Form von Personalkosten und kalkulatorischen Abschreibungen. Denn es braucht Mitarbeiter, die den Beschaffungsvorgang durchführen. Und der Verbrauch dieses Produktionsfaktors menschliche Arbeit sorgt dann für die Entstehung von Beschaffungskosten. Außerdem ist davon auszugehen, dass der Einkauf an einem eingerichteten Arbeitsplatz mit Büromöbeln und IT-Infrakstruktur erfolgt. Und für diese sind kalkulatorische Abschreibungen zu verrechnen, so dass also auch über diese Beschaffungskosten entstehen.

Lagerhaltungskosten entstehen einerseits aufgrund der Lagereinrichtung, für die kalkulatorische Abschreibungen anzusetzen sind. Andererseits sind die Personalkosten zu berücksichtigen, die durch den Einsatz der Lagerarbeiter entstehen. Und schließlich fallen auch noch Zinsen für das in der Lagerbeständen gebundene Kapital an.

Prinzipiell sind Lagerhaltungskosten umso höher, je höher die Beschaffungsmengen sind, wenn mit diesen ein entsprechend hohes gebundenes Kapital verbunden ist. Allerdings macht es auch keinen Sinn, um Kosten der Lagerhaltung zu sparen, die Beschaffungsmenge sehr niedrig anzusetzen, da dann viele Beschaffungsvorgänge durchzuführen sind, mit denen in der Regel sogenannte bestellfixe Kosten verbunden sind. Demnach ist ein Kompromiss aus Beschaffungskosten und Lagerhaltungskosten zu suchen.

Berechnung von Kosten

Prinzipiell ergeben sich Kosten daraus, dass die verbrauchte Menge des Produktionsfaktors mit einem Preis zu bewerten ist, letztlich also aus der Multiplikation von Menge und Preis. Allerdings ist dies eine eher theoretische Betrachtung, in der Praxis gibt es davon durchaus Abweichungen.

Generell ist zur Berechnung der Kosten zu betrachten, welche Kostenart bestimmt werden soll. Nachfolgend finden Sie einmal zwei Beispiele.

Bestimmung von Fremdleistungskosten

So entstehen bspw. Fremdleistungskosten dadurch, dass ein Unternehmen eine Dienstleistung extern einkauft, z. B. eine Steuerberatungsleistung. In diesem Fall stellt die Steuerberatungskanzlei eine Rechnung, aus der die Höhe der Beratungskosten exakt hervorgeht. Eine gesonderte Berechnung ist hier nur dahingehend durchzüführen, wenn der Zeitraum der Leistungserbringung der Steuerberatungsgesellschaft nicht mit dem Zeitraum übereinstimmt, der für die Berechnung der Kosten anzusetzen ist.

Berechnung von Personalkosten

Um die Personalkosten bestimmen zu können, müssen deren einzelne Bestandteile bekannt sein. Typischerweise zählen die gezahlten Löhne und Gehälter als Arbeitsentgelte zu den Personalkosten. Es fallen aber auch noch Personalnebenkosten an. Beispielsweise sind dies die Beiträge des Arbeitgebers zu den Sozialversicherungen, also zu Kranken- und Pflegeversicherung, zu Arbeitslosen- und Rentenversicherung und zur Unfallversicherung. Die Lohnsteuern stellen dagegen keine Kosten dar, denn sie sind alleine vom Arbeitnehmer aufzubringen. Außerdem sind noch weitere Personalkosten denkbar, z. B. für Weiterbildungen oder Arbeitskleidung. Die Höhe der Kosten können im Fall der Personalkosten vor allem aus Arbeits- und Tarifverträgen und gesetzlichen Regelungen abgeleitet werden.

Literaturempfehlung zur Kostenrechnung

Abschließend finden Sie hier noch Literatur (inklusive Verlinkung zu Amazon) zur Definition von Kosten. Das Buch bildet die Grundlage vieler Texte auf dieser Internetseite:

Kosten- und Leistungsrechnung kompakt: Einführende Darstellung mit 48 Aufgaben, Shaker Verlag, Aachen

Letztlich ist ein Kostenmanagement, wie Sie es auf dieser Website kennenlernen, ohne eine funktionierende Kostenrechnung nicht denkbar.

[1] Langenbeck, Kosten- und Leistungsrechnung, 2. Auflage, Erscheinungsjahr 2011, S. 24ff., Deimel / Isemann / Müller: Kosten- und Erlösrechnung, Erscheinungsjahr 2006, S. 50.

Last Updated on