Komplexitätseffekt der Prozesskostenrechnung

Durch die Prozesskostenrechnung ist es möglich, die Komplexität und die Variantenvielfalt der Produkte als kostenbestimmenden Faktor verursachungsgerecht abzubilden. Letztendlich bezeichnet man dies als Komplexitätseffekt.

Der Komplexitätseffekt und die klassische Kostenrechnung

Auf diese Weise gelingt es, zusätzliche Informationen zu verarbeiten, die in der klassischen Kostenrechnung häufig zu kurz kommen. Dies liegt vor allem daran, dass in der normalen Kostenrechnung häufig das Durchschnittsprinzip oder das Tragfähigkeitsprinzip zur Verrechnung von Gemeinkosten zum Einsatz kommen.

Jedoch verursacht die Herstellung komplexer Produktvarianten gegenüber der Herstellung einfacher Produktvarianten deutlich mehr Gemeinkosten (z.B. im Bereich der Materialdisposition, Fertigungssteuerung, Qualitätsprüfung). Allerdings werden bei einer proportionalen Verrechnung der Gemeinkosten durch eine Zuschlagskalkulation komplexe Varianten zu preiswert kalkuliert. Zusätzlich bietet man einfache Varianten zu teuer an.

Tragfähigkeitsprinzip statt Verursachungsprinzip

Beispielsweise lässt sich dieser Effekt dadurch begründen, dass in einer klassischen Kostenrechnung ein Großteil der Gemeinkosten über Zuschlagssätze auf Basis des Tragfähigkeitsprinzips verrechnet werden. Damit bleibt das Verursachungsprinzip außen vor. Jedoch sollte dieses die eigentliche Grundlage der Kostenzuordnung sein.

Beispielhaft lässt sich dieses problem an Gemeinkostenzuschlägen wie dem Materialgemeinkostenzuschlag erläutern. Über den Materialgemeinkostenzuschlag werden Fixkosten verrechnet, die im Zusammenhang mit der Materialbeschaffung entstehen. Diese Kosten sind in der klassischen Kostenrechnung (insbesondere der Zuschlagskalkulation) ein prozentualer Zuschlag auf die Materialeinzelkosten. Damit folgt man dem Tragfähigkeitsprinzip. Allerdings sagen höhere Materialkosten nichts über die Komplexität der Prozesse aus. Und diesen Fehler können Sie mit der Prozesskostenrechnung korrigieren.

Abbildung zum Komplexitätseffekt

Diesen Komplexitätseffekt zeigt auch die folgende Abbildung. Denn die tatsächlichen Kosten steigen mit wachsender Komplexität stärker als dies die normalen Zuschlagsätze verrechnen.

Komplexitätseffekt Prozesskostenrechnung(Hierzu empfiehlt sich der folgende Literaturhinweis inkl. Verlinkung zum Amazonangebot: Coenenberg, Adolf G.; Fischer, Thomas M.; Günther Thomas: Kostenrechnung und Kostenanalyse; 6. Auflage, Verlagsort Stuttgart, Schäfer/Poeschel; 2007: Abbildung 4.17, S. 146.)

Vergleich Prozesskostenrechnung und Zuschlagskalkulation

Somit entsteht der Kompexitätseffekt aus der Gegenüberstellung von Prozesskalkulation im Rahmen der Prozesskostenrechnung und klassischer Kalkulation im Rahmen der Kostenträgerstückrechnung mittels Zuschlagkalkulation.

(Außerdem sind die nachstehenden Literaturhinweise (ebenfalls inkl. Verlinkung zum Angebot von Amazon) zu den Aspekten des Kostenmanagements empfehlenswert: Ziegenbein, Klaus: Controlling, 9. Auflage, Ort: Ludwigshafen, Verlag: Kiehl, 2007, S. 253. ff., Controlling sowie Kremin-Buch, B.: Strategisches Kostenmanagement, Grundlagen und moderne Instrumente; Auflage 4, Verlagsort: Wiesbaden, Gabler, 2007, insbesondere S. 13-22, Strategisches Kostenmanagement: Grundlagen und Moderne Instrumente Mit Fallstudien (German Edition) )

Komplexitätseffekt – Degressioneffekt – Allokationseffekt

Ergänzend sind im Zusammenhang mit dem Komplexitätseffekt auch der Degressionseffekt und der Allokationseffekt zu nennen. Hier gilt es anzumerken, dass alle drei Effekte von Bedeutung sind. Denn sie zeigen deutlich, welche Unterschiede zwischen Prozesskostenkalkulation und klassischer Kalkulation bestehen. Deshalb empfiehlt es sich, die drei Effekte im Zusammenhang zu betrachten.

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