Kostenstellenrechnung – Gemeinkosten

Die Kostenstellenrechnung betrifft in der KLR (Kosten- und Leistungsrechnung) ausschließlich die Verrechnung von Gemeinkosten und die kostenstellenspezifische Bestimmung der Verrechnungspreise bzw. Verrechnungssätze. Denn während Sie Einzelkosten (gemäß der Definition) verursachungsgerecht den Kostenträgern zugeweisen können, müssen Sie Gemeinkosten auf Basis alternativer Verrechnungsprinzipien auf die Kostenträger verteilen bzw. schlüsseln. Genau diese Aufgabe übernimmt die Kostenstellenrechnung. Dazu nutzt sie in der Regel als technisches Hilfsmittel den Betriebsabrechnungsbogen (BAB).

„Die Kostenstellenrechnung als Bindeglied zwischen der Kostenartenrechnung und Kostenträgerrechnung bildet die Voraussetzung für die Weiterverrechnung der erfassten Gemeinkosten bis auf die Kostenträger.“ (Quelle: https://www.weka.ch/themen/finanzen-controlling/controlling/kosten-und-leistungsrechnung/article/kostenstellenrechnung-wo-fallen-bei-ihnen-kosten-an/)

Da gerade die Kostenstellenrechnung immer wieder Probleme in der Umsetzung bereitet, lohnt es sich bei diesem Thema besonders, ergänzend ein Buch zur Kostenrechnung zu nutzen. Eine sinnvolle Möglichkeit in diesem Zusammenhang bildet das Buch „Kosten- und Leistungsrechnung leicht gemacht„, das sehr übersichtlich und kompakt auch die Kostenstellenrechnung erklärt:

Lernvideo zur Kostenstellenrechnung

Grundlegende Informationen erhalten Sie bereits im nachfolgenden Lernvideo zur Kostenstellenrechnung:

Einordnung der Kostenstellenrechnung in das System der Kostenrechnung

Die Kostenstellenrechnung bildet den zweiten Teilbereich eines klassischen Kostenrechnungssystems. In Unterschied zur Kostenartenrechnung hat die Kostenstellenrechnung nicht nur die Sammlung von Kosten zur Aufgabe sondern auch deren Verrechnung zur Bestimmung von Verrechnungspreisen bzw. Verrechnungssätzen. Damit bildet sie auch die Grundlage zur Durchführung einer detaillierten Kostenträgerrechnung.

Definition der Kostenstelle

Als Kostenstelle bezeichnet man jeden betrieblichen Teilbereich, der hinsichtlich der (Gemein-)Kosten selbständig abzurechnen ist. Dabei wird die Frage beantwortet, wo in einem Unternehmen Kosten angefallen sind. Kostenstellen müssen nicht zwingend mit organisatorischen Einheiten des Unternehmens übereinstimmten. Wichtig ist lediglich, dass in einer Kostenstelle ein klar abgrenzbare Leistung erbracht wird, die man so in andern Kostenstellen nicht finden kann. Allerdings spielt die Organisationentwicklung eine wichtige Rolle für die Kostenstellenrechnung. Schließlich kann eine Organisationsentwicklung zur Notwendigkeit führen, eine zusätzliche Kostenstelle bilden zu müssen, da die Kostenstellen nicht mehr alle Organisationsbereiche ausreichend abdecken. Folglich ist der Kontenplan, der die Kostenstellen beschreibt, nicht für alle Zeiten konstant. Vielmehr entwickelt sich der Kontenplan der Kostenstellen mit der Organisationsentwicklung im Unternehmen.

„Eine Kostenstelle ist ein rechnungstechnisch abgegrenzter betrieblicher Teilbereich (z. B. Gebäude, Abteilung, Arbeitsplatz), in dem Kosten entstehen und dem Kosten zugeordnet werden können.“ (Quelle: https://mediencommunity.de/system/files/wbts/rechnungswesen/02kostenrechnung/04kostenstellen/kostenstellen.shtml)

Aufgaben der Kostenstellenrechnung

Im Ergebnis ordnet die Kostenstellenrechnung die Kosten ihrem Entstehungsort zu, um

  1. eine Wirtschaftlichkeitskontrolle der Unternehmensbereiche zu ermöglichen, von denen die Kosten zu verantworten und zu beeinflussen sind,
  2. die Kalkulationsgenauigkeit (im Rahmen der Kostenträgerstückrechnung) zu erhöhen,
  3. relevante Kostendaten bzgl. der jeweiligen Betriebsbereiche zu liefern.

Hauptkostenstellen und Hilfskostenstellen

Generell lassen sich die Kostenstellen einer Unternehmung in zwei Gruppen unterteilen:

Einerseits gibt es Hauptkostenstellen (Endkostenstellen): Dies sind all jene Teilbereiche, deren Kosten sich unmittelbar auf betriebliche Leistungseinheiten verrechnen lassen, welche für die Absatzmärkte der Unternehmung bestimmt sind. Beispielsweise kommen hierfür Produktionskostenstellen oder Materialkostenstellen in Frage. Somit erbringt eine Hauptkostenstelle immer eine der für das Unternehmen typische Leistung. Das betrifft letztlich häufig die Bereiche Beschaffung, Produktion, Vertrieb. Sollte das Unternehmen jedoch einer Organisationsentwicklung unterliegen, ändert sich auch die Struktur der Hauptkostenstellen.

Oftmals sind die einzelnen Funktionsbereiche eines Unternehmens, für die Hauptkostenstellen gebildet werden, weiter detailiiert. So genügt gerade in Industrieunternehmen meist nicht nur eine Fertigungskostenstelle; vielmehr sind mehrere Kostenstellen notwendig, um die Kalkulationsgenauigkeit zu gewährleisten.

Andererseits existieren Hilfskostenstellen (Vorkostenstellen): Dies sind diejenigen Teilbereiche, die Leistungen erbringen, die innerbetrieblich Verwendung finden. Damit werden deren Leistungen an andere Kostenstellen abgegeben. Beispielsweise können hier eine Kantine oder ein Betriebssportanlage genannt werden. Zur Verrechnung der Kosten der Hilfskostenstellen benötigt man die innerbetriebliche Leistungsverrechnung.

Beispielsweise sind Fertigungskostenstellen in der Regel Hauptkostenstellen. Denn in diesen Bereichen werden Leistungen erbracht, die inhaltlich mit der Erstellung der marktfähigen Betriebsleistungen zusammenhängen. Genau dies ist die Voraussetzung für eine Hauptkostenstelle.

Alternativ bildet eine Kantine hingegen eine Hilfskostenstelle. Denn die Leistungen der Kantine stehen in keinem inhaltlichen Zusammenhang zu den marktfähigen Leistungen des Unternehmens.

Die Wahl der Kostenstellen zur Kostenstellenrechnung

Für die Bildung der Kostenstellen sind drei Grundsätze wirksam:

  1. Erstens muss eine Kostenstelle stets einen selbständigen Verantwortungsbereich bilden, um so eine wirkungsvolle Kostenkontrolle zu ermöglichen.
  2. Zweitens muss für jede Kostenstelle eine Maßgröße der Kostenverursachung zu bilden sein. Zusätzlich besteht im Idealfall eine eindeutige proportionale Beziehung zwischen den anfallenden Kosten und den von der Kostenstelle erstellten Leistungen. Allerdings setzt dies in der Regel eine homogene Leistungserbringung innerhalb der Kostenstelle voraus.
  3. Drittens müssen sich auf jede Kostenstelle die Kosten genau, eindeutig und möglichst einfach kontieren lassen, d.h. die Kostenstelleneinteilung soll maßgeblich nach Wirtschaftlichkeit und Übersichtlichkeit erfolgen.

Bildung einer Kostenstelle

Aus funktioneller Sicht gibt es typischerweise

  1. Materialkostenstellen
  2. Fertigungskostenstellen
  3. Vertriebskostenstellen
  4. Verwaltungskostenstellen
  5. Allgemeine Kostenstellen
  6. Forschungs- und Entwicklungskostenstellen.

Dabei sind die einzelnen Kostenstellenbereiche nach Erfordernis in Kostenstellengruppen und dann in einzelne Kostenstellen gegliedert.

Beachten Sie, dass es Kostenstellen gibt, die nicht „von Natur aus“ einem bestimmten Funktionsbereich zuzuordnen sind. Stattdessen ist oftmals eine Einzelbetrachtung notwendig. Beispielsweise können Sie einmal eine Laborkostenstellen betrachten. Diese kann dem Materialbereich zuzuordnen sein, wenn im Labor vor allem Materialprüfungen stattfinden. Möglicherweise ist sie aber auch den Fertigungskostenstellen zuzuordnen, wenn das Labor einen Teil der Fertigung bildet. Allerdings ist auch denkbar, dass es sich bei der Laborkostenstelle um eine Forschungs- und Entwicklungskostenstelle handelt, falls im Labor vor allem forschungsrelevante Analysen durchzuführen sind.

Trennung von Einzelkosten und Gemeinkosten

Wichtig ist: In der Kostenstellenrechnung sind nur Gemeinkosten zu verrechnen. Einzelkosten dienen hier höchstens als Grundlage der Verrechnung der Gemeinkosten. Die Trennung in Einzelkosten und Gemeinkosten erfolgt in der Regel auf Basis der Fähigkeit einer Kostenart, verursachungsgerecht den Kostenträgern zugeordnet werden zu können. Somit steht die Abhängigkeit des Kostenanfalls von der Leistungsmenge (der Kostenträgermenge) im Blickpunkt. Lassen Sie Kosten verursachungsgerecht dem Kostenträger zuordnen, spicht man von Einzelkosten. Andernfalls ist von Gemeinkosten auszugehen. Bedenken Sie, dass die Kostenstellenrechnung auf die Verrechnung der Gemeinkosten fokussiert.

Kostenstellenrechnung für Gemeinkosten

Quelle und Link zum Angebot von Amazon: Georg: Kosten- und Leistungsrechnung kompakt: Einführende Darstellung mit 48 Aufgaben, Verlag Shaker

Letztlich erfolgt die Verrechnung der Gemeinkosten in der Regel mit dem Betriebsabrechnungsbogen BAB, den Sie sich nun als nächstes auf dieser Webseite anschauen sollten. Dabei handelt es sich um eine umfassende Tabelle, in der zunächst in einem ersten Schritt die Gemeinkosten des Unternehmens den Kostenstellen zuzuordnen sind. Nach Möglichkeit erfolgt die Zuordnung als Kostenstelleneinzelkosten, d.h. die Gemeinkosten sind verursachungsgerecht den Kostenstellen zuzuweisen, die sie auch verursacht haben. Dies ist kein Widerspruch zur Definition des Begriffs Gemeinkosten, der sich nicht an der Zurechenfähigkeit zur Kostenstelle, sondern zum Kostenträger orientiert.

Quiz zur Kostenstellenrechnung

Wenn Sie gezielt die Inhalte der Kostenstellenrechnung üben wollen, sei Ihnen ein kurzes Quiz empfohlen, mit dem Sie Ihre Kenntnisse überprüfen können.

Hier geht es zum Quiz zur Kostenstellenrechnung:

Kostenmanagement Kostenanalyse

Viel Spaß beim Beantworten der folgenden Fragen zur Kostenstellenrechnung.

Die Verrechnung der Gemeinkosten erfolgt innerhalb eines Kostenrechnungssystems in der .

Kosten, die sich nicht verursachungsgerecht einem Kostenträger zurechnen lassen, heißen:

Die innerbetriebliche Leistungsverrechnung im Rahmen eines BAB kann mit den folgenden Verfahren durchgeführt werden:

Der Betriebsabrechnungsbogen ist ein Rechenwerkzeug, das innerhalb der zum Einsatz kommt.

Führt man bei einer Kostenstellenrechnung eine innerbetriebliche Leistungsverrechnung durch, dann werden den Kostenstellen Gemeinkosten zugewiesen.

Kosten, die sich verursachungsgerecht einem Kostenträger zuordnen lassen, heißen:

Das typische Hilfsmittel zur Durchführung einer Kostenstellenrechnung heißt .

Die innerbetriebliche Leistungsverrechnung im Rahmen einer Kostenstellenrechnung zielt auf die Verrechnung der Kosten der auf die Hauptkostenstellen ab.

Als Bezugsgröße für den Materialgemeinkostenzuschlagssatz verwendet man in der Regel die .

Die Verrechnung der Kosten der Hilfskostenstellen auf andere Hilfskostenstellen oder Hauptkostenstellen heißt .

Beispiel zur Kostenstellenrechnung

Betrachten Sie ein Unternehmen mit 5 Angestellten, die jeweils Kosten von 40.000 Euro verursachen. Die Arbeit der Angestellten steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu den marktfähigen Leistungen des Unternehmens, die in der Produktion hergestellt werden. bei den Personalkosten handelt es sich somit um Gemeinkosten, die innerhalb der Kostenstellenrechnung zu verrechnen sind.

Die 5 Angestellten arbeiten in 2 Abteilungen, nämlich drei davon im Vertrieb und zwei davon in der Verwaltung. Demnach sind 80.000 Euro Personalkosten verursachungsgerecht der Kostenstelle Verwaltung und 120.000 Euro der Kostenstelle Vertrieb zuzurechnen. Dabei handelt es sich also um Kostenstelleneinzelkosten, weil ein unmittelbarer Zusammenhang von Kostenstelle und dem Anfall der Kosten besteht.

Darüber hinaus sollen noch 2.000 Euro Mietkosten entstehen. In diesem Beispiel sollen Verwaltung und Vertrieb die gleichen Räumlichkeiten nutzen. Somit ist es hier nicht möglich, die Mietkosten verursachungsgerecht einer der beiden Kostenstellen zuzuordnen. Vielmehr ist eine Schlüsselung der Kosten notwendig. Man spricht dann von Kostenstellengemeinkosten, da keine verursachungsgerechte Zuteilung der Mietkosten möglich ist. Als Schlüssel könnte hier beispielsweise die Zahl der Mitarbeiter herangezogen werden, die jeder Kostenstellen zuzuordnen sind. Da im Vertrieb 3 Mitarbeiter und in der Verwaltung nur 2 Mitarbeiter beschäftigt sind, erfolgt dann die Zurechnung der Kosten im Verhältnis 3 zu 2 auf die beiden Kostenstellen.

Entsprechend dieser beiden Beispiele erfolgt auch die Zuordnung aller weiterer Gemeinkosten auf die einzelnen Kostenstellen des Unternehmens. Am Ende sind schließlich alle primären Gemeinkosten auf Kostenstellen verteilt. Dann kann die Summe der primären Gemeinkosten einer jeden Kostenstellen gebildet werden.

 

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