Kuppelkalkulation – Kuppelprozess

Die Methode der Kuppelkalkulation zur Kostenträgerrechnung nutzt man, wenn im Produktionsablauf ein Kuppelprozess vorliegt. Dabei können Sie immer dann von einem Kuppelprozess sprechen, wenn in einem Herstellungsprozess zwangsläufig mindestens zwei Produkte entstehen, wobei das zweite Produkt auch ein Abfallprodukt sein kann. Zur Einführung in dieses Thema können Sie sich auch das folgende Lernvideo zur Kuppelkalkulation anschauen:

Beispiel für einen Kuppelprozess

Als Beispiel für einen Kuppelprozess sei das Entkernen von Kirschen genannt. Dabei entstehen einerseits entkernte Kirschen (die zu Kirschkonserven weiterverarbeitet werden können) und andererseits die Kirschkerne (die ebenfalls weiterverkauft werden können). Gerade in der Industrie gibt es viele Beispiele für Kuppelprozesse. Und die Problematik dabei wird sofort deutlich. Wenn Sie ein Kilogramm Kirschen mit Kern für 5 Euro kaufen und dann den Entkernungsprozess starten, wieviel von den 5 Euro entfallen auf die entkernten Kirschen und wieviel auf die Kerne? Außerdem müssen Sie klären, wie Sie die Kosten des Entkernungsprozesses selbst den beiden Produktarten zuordnen können. Und genau bei der Lösung dieser Problemstellung hilft Ihnen die Kuppelkalkulation, die wie andere Methoden zur Produktkalkulation im Buch „Kalkulation für Ingenieure“ aus der Reihe Springer Essential (verlinkt zu Amazon) anschaulich dargestellt ist.

Kuppelkalkulation als Teil der Kostenträgerrechnung

Zur Durchführung der Kuppelkalkulation innerhalb der Kostenträgerrechnung ist zunächst einmal festzustellen, ob der Kuppelprozess mehrere (gewünschte) Hauptprodukte liefert oder ob neben dem eigentlich gewünschten Hauptprodukt auch wertmäßig zweitrangige oder sogar lediglich zu entsorgende Nebenprodukte entstehen. Im Beispielprozess des Entkernens von Kirschen werden die Kirschkerne wohl als Nebenprodukt anzusehen sein.

Zunächst ist der Fall zu betrachten, dass neben einem Hauptprodukt ein oder mehrere Nebenprodukte entstehen. Dabei lassen diese sich eigenständig vermarkten. Genau in diesem Fall tragen die Nebenprodukte exakt so viel Kosten des Kuppelprozesses, dass mit ihnen ein Gewinn (Deckungsbeitrag) von gerade 0 erzielt wird. Mit den Nebenprodukten können Sie also keinen Überschuss erwirtschaften. Stattdessen tragen die Nebenprodukte zur Kostendeckung des Kuppelprozesses in der Höhe bei. Diese ergibt sich dadurch, dass Sie von den Erlösen des Nebenproduktes die Kosten subtrahieren, die zur Vermarktung der Nebenprodukte anfallen. Ganz nebenbei lässt sich so möglicherweise im Bereich des Nebenproduktes eine Preisführerschaft erreichen. Der über die Kuppelkalkulation verbleibende Überschuss aus den Erlösen und den Kosten der Weiterverarbeitung dient der Senkung der Kosten der Hauptprodukte.

Beispiel zur Kuppelkalkulation

In einem Unternehmen der obstverarbeitenden Industrie werden u.a. Kirschkonserven hergestellt. Dazu werden in einem Kuppelprozess die Kirschen entkernt. Dabei entstehen neben dem gewünschten Hauptprodukt „entkernte Kirschen“ auch das Nebenprodukt „Kirschkerne“. Letztlich werden diese nach einer Reinigung und Verpackung der Kerne an die Pharmaindustrie verkauft. Der Verkaufserlös abzüglich den Reinigungs- und Verpackungskosten der Kerne ergibt den Deckungsbeitrag. Dieser ist zu nutzen, um die Kuppelprozesskosten des Hauptproduktes entkernte Kirschen zu reduzieren. Somit sinken die Kosten des Hauptproduktes durch die gewinnneutrale Vermarktung der Nebenprodukte.

Entsteht ein Nebenprodukt, das lediglich noch entsorgt werden kann, dann sind die Kuppelprozesskosten um die Entsorgungskosten des Nebenproduktes zu erhöhen.

Kuppelkalkulation mit mehreren Hauptprodukten

Wenn in einem Kuppelprozess dagegen mehrere Hauptprodukte entstehen, dann werden die Kosten des Kuppelprozesses auf die Hauptprodukte mittels der Äquivalenzziffernmethode verteilt, wobei als Äquivalenzziffern entweder die Verkaufspreise oder die Stückdeckungsbeiträge der Hauptprodukte (ermittelt über eine Deckungsbeitragsrechnung) Verwendung finden.

Neben den Kosten des Kuppelprozesses entstehen im Regelfall noch weitere Kosten. Diese müssen dann mittels anderer Kalkulationsmethoden der Kostenträgerrechnung den Produkten zugeordnet werden. Typischerweise greift hier besonders häufig das Konzept der Zuschlagskalkulation.

Quelle: Kosten- und Leistungsrechnung kompakt: Einführende Darstellung mit 48 Aufgaben (mit Amazon-Link)

Beispiel zur Kuppelkalkulation

Betrachten Sie abschließend das folgende Beispiel zur Kuppelkalkulation (Entnommen aus der Aufgabensammlung zur Kostenrechnung auf https://www.meine-ebooks.de/das-konzept-der-kostenrechnung/):

Die Grüne Kunststoffe GmbH speist die bei der Extrusion von Kunststoffgranulaten (Hauptprodukt) als Nebenprodukt entstehende Abwärme in das örtliche Nahwärmenetz ein. Pro eingespeister kWh erhält das Unternehmen 0,12 €. Der Kuppelprozess zur Umwandlung von Abwärme in Strom wird von einem Dienstleister durchgeführt und erzeugt jährlich Kosten in Höhe von 32.000 €. Jährlich speist das Unternehmen so 655.000 kWh in das Nahwärmenetz ein. Ermitteln Sie ob und in welcher Höhe der Erlös aus dem Nebenprodukt die Kosten für das Hauptprodukt senkt.

Lösung zur Aufgabe zur Kuppelkalkulation

Der Erlös aus der Einspeisung des Stroms beträgt: 0,12 €/kWh * 655.000 kWh = 78.600 €

Nach Verrechnung der jährlichen Kosten ergibt sich dann ein Überschuss von: 78.600 € – 32.000 € = 46.600 €

Somit lässt sich die folgende Schlussfolgerung ziehen: Der durch die Stromerzeugung (Nebenprodukt des Kuppelprozesses) erzielte Überschuss senkt die Kosten für das Hauptprodukt um 46.600 € und trägt damit zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit bei.

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