Proportionalisierung fixer Kosten

Auch die (lineare) Proportionalisierung fixer Kosten führt zu Problemen bei der Kalkulation. Lesen Sie dazu die nachstehende Erklärung, in der Ihnen die Kostenüberwälzung der Fixkosten erläutert ist.

Ursache der Proportionalisierung fixer Kosten

Die Kalkulationsprobleme entstehen dadurch, dass die Fixkosten mittels einer Bezugsgröße linear verteilt werden. Damit ist die Proportionalisierung von der Menge abhängig, auf welche die Fixkosten zu verrechnen sind. Beispielhaft sind als Bezugsgröße häufig die Produktionsmenge oder die Absatzmenge anzutreffen. Außerdem gilt: Sollte es hier zu gravierenden Fehleinschätzungen bei der Höhe der Größen kommen, ist auch die Kalkulation fehlerhaft. Hierzu können Sie das folgende Beispiel betrachten, in dem sich die Probleme der Vollkostenrechnung zeigen:

Beispiel zur Proportionalisierung fixer Kosten

(nach Kremin – Buch, Beate: Strategisches Kostenmanagement, Grundlagen und moderne Instrumente, 4. Auflage, Verlagsort Wiesbaden, Gabler, 2007, S. 3 f. )

Nehmen Sie einmal den folgenden Sachverhalt an. Ein Produkt wird in zwei Varianten hergestellt. Von beiden Varianten werden jeweils 9.000 Stück produziert, so dass die Gesamtmenge 18.000 Stück beträgt. Variante A habe variable Stückkosten von 5 Euro je Stück, Variante B dagegen variable Stückkosten von 6 Euro je Stück.

Klassische Verteilung von Fixkosten

Beispielsweise betragen die Fixkosten der Periode 108.000 Euro, d.h. je Stück ergibt sich ein Fixkostensatz von 108.000 Euro / 18.000 Stück = 6 Euro/Stück.

Damit ergibt sich für die Verrechnung der vollen Kosten auf die Endprodukte bei angenommenen Verkaufspreisen von 10 Euro je Stück bei Variante A und 14 Euro je Stück bei Variante B:

Subtrahiert man bei Variante A vom Verkaufspreis von 10 Euro je Stück einmal die variablen Kosten von beispielsweise 5 Euro je Stück und die fixen Kosten von anteilig 6 Euro je Stück, ergibt sich ein negatives Ergebnis und damit ein Verlust von -1 Euro je Stück. Dagegen gilt für Variante B:

Subtrahiert man bei Variante B vom Verkaufspreis von 14 Euro je Stück einmal die variablen Kosten von beispielsweise 6 Euro je Stück und die fixen Kosten von anteilig 6 Euro je Stück, ergibt sich ein positives Ergebnis und damit ein Gewinn von 2 Euro je Stück. Diese Rechnung birgt die Gefahr in sich, falsche Entscheidungen zu treffen.

Treffen falscher Entscheidungen aufgrund der Kostenüberwälzung

Nach den obigen Rechnungen ist das Nettoergebnis der Variante A negativ. Ergänzend betrachten Sie nun einmal die Situation bei Eliminierung von Variante A (aufgrund des errechneten Verlustes).

Beispielsweise ergäbe sich als Ergebnis bei Eliminierung von Variante A ein Umsatz mit Variante B von 8.000 Stück mal 14 Euro je Stück = 112.000 Euro. Von diesem Umsatz sind die variablen Kosten in Höhe von 8.000 Stück mal 6 Euro je Stück (also 48.000 Euro) zu subtrahieren. Es verbleiben noch 64.000 Euro, die als Deckungsbeitrag zu bezeichnen sind. Darüber hinaus muss aber die Variante B jetzt auch die gesamten Fixkosten von 108.000 Euro tragen, woraus sich ein Verlust von 44.000 Euro errechnen lässt.

Folgen der Fehlentscheidung

Somit stellt sich ein Verlust ein, da die Höhe der Fixkosten von der Eliminierung der Variante A nicht betroffen ist. Fixkosten fallen ja unabhängig von der Beschäftigung an und somit auch, wenn von Variante A nichts hergestellt wird. Hingegen erhalten Sie als Ergebnis der Rechnung, wenn Sie auf die Eliminierung von Variante A verzichten:

Der Gesamtumsatz erstreckt sich dann über beide Varianten, also die 112.000 Euro von Variante B und zusätzlich 100.000 Euro von Variante A (10.000 Stück mal 10 Euro je Stück), insgesamt also 212.000 Euro. Von diesen sind die variablen Kosten beider Varianten zu subtrahieren, also neben den 48.000 Euro von Variante B auch die 50.000 Euro von Variante A (10.000 Stück mal 5 Euro je Stück). Dann verbleiben noch 114.000 Euro als sogenannter Deckungsbeitrag. Wenn man jetzt von diesen 114.000 Euro noch die Fixkosten von 108.000 Euro subtrahiert, erzielt man einen Gewinn in Höhe von 6.000 Euro.

Probleme der Kalkulation Deckungsbeitrag

Deckungsbeitrag von Variante A

Somit wäre die Eliminierung von Variante A auf jeden Fall eine Fehlentscheidung, da Variante A einen Beitrag zur Deckung der Fixkosten in Höhe von 50.000 Euro leistet, der bei der Eliminierung von A verloren ginge. Dies zeigt auch die folgende Rechnung:

Preis/Stück 10 €/Stück
– variable Kosten5 €/Stück
Beitrag zur Deckung der fixen Kosten/Stück5 €/Stück
10.000 Stück x 5 €  
Beitrag zur Deckung der fixen Kosten/Periode= 50.000 €

Darüber hinaus hat in den vergangenen Jahrzehnten durch die Mechanisierung und Automatisierung der Produktion eine Kostenstrukturverschiebung stattgefunden, die zu höheren Gemeinkosten geführt hat. Und viele dieser Gemeinkosten sind mit Fixkosten begründet. Schließlich macht diese relative Erhöhung der Gemeinkosten eine sachgerechte Kalkulation immer schwieriger, da die herkömmlichen Methoden zur Kostenüberwälzung der Fixkosten versagen. Denn letztlich ist ein immer kleinerer Teil der Kosten verursachungsgerecht ausweisbar.

Schließlich führte die Kritik an der traditionellen Vollkostenrechnung mit all ihren Problemen sowie die Kostenstrukturverschiebungen zur Entwicklung des strategischen Kostenmanagements.

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