Prozesshierarchien – Prozesskostenrechnung

Prozesshierarchien beschreiben den Zusammenhang von einzelnen Teilprozessen und sorgen damit bei den Prozessverantwortlichen für mehr Prozesstransparenz, welche die Grundlage der Prozessteuerung und Prozessoptimierung bildet. Über diese kann der Prozessverantwortliche dann auch einen Beitrag zur Sicherung der Kosteneffizienz leisten.

Verdichtung von Teilprozessen zu Hauptprozessen

Im zweiten Schritt einer Prozesskostenrechnung steht der Prozess selbst im Mittelpunkt der Betrachtung. Wenn Sie einen Prozess beschreiben wollen, dann sind zunächst die Tätigkeiten bzw. Aktivitäten zu beschreiben, die den Prozess ausmachen. Dann sind diese Tätigkeiten/Aktivitäten zu Teilprozessen zu verdichten, die ihrerseits wiederum zu Hauptprozessen zusammenzufassen sind, wodurch Prozesshierarchien entstehen. Dank dieser Hierarchisierung lässt sich die Prozesstransparenz steigern, wass letztlich den Prozessverantwortlichen ermöglicht, die Kosteneffizienz im Unternehmen zu unterstützen.

Prozesskostenrechnung (Schritte)

Prozessdefinition und Bildung von Prozesshierarchien

Somit besteht ein Prozesse aus mehreren Teilprozessen. Als Teilprozess ist eine Kette von Tätigkeiten definiert, die in einer Kostenstelle auf die Erbringung einer bestimmten Leistung ausgerichtet ist. Zum Beispiel fallen in der Kostenstelle Lager die Tätigkeiten „Materialsuche“ und „Materialauslagerung“ an, die Sie dann beispielsweise zu einem Teilprozess „Fertigungsauftragskommissionierung“ zusammenfassen können.

Als Hauptprozess definiert man eine Kette von kostenstellenbezogenen Teilprozessen, die auf die Erbringung einer kostenstellenübergreifenden Leistung ausgerichtet sind. Somit beschreibt der Hauptprozess die wichtigste Form eines Prozesses. Beispielsweise sind die Teilprozesse „Fertigungsauftragskommissionierung“ und „Fertigungsauftragssteuerung“ zum Hauptprozess „Fertigungsauftragsabwicklung“ zusammenzufassen. Auf diese Art und Weise lässt sich letztlich jeder Prozess im Unternehmen beschreiben.

(Literaturhinweis mit Amazon-Link: Kremin-Buch, Beate: Strategisches Kostenmanagement, Grundlagen und moderne Instrumente, 4. Auflage, Wiesbaden, Gabler, 2007, S. 45.)

Video zur Prozessbildung

Leistungsmengeninduzierte und leistungsmengenneutrale Prozesse

Bzgl. der Teilprozesse in den indirekten Bereichen ist zu unterscheiden zwischen leistungsmengeninduzierten und leistungsmengenneutralen Prozessen:

  1. Ein leistungsmengeninduzierter Prozess (lmi-Prozess) ist dadurch gekennzeichnet, dass sein Arbeitsvolumen von der Leistungsmenge des indirekten Bereichs abhängt. Somit lässt sich bei diesen Prozessen das Arbeitsvolumen über eine sinnvolle Maßgröße berechnen. Beispielsweise kann das die Anzahl sein, die beschreibt, wie oft der Prozess durchgeführt wird. Die Anzahl der Prozessdurchführungen bildet also den entscheidenden Kostenfaktor.
  2. Dagegen sind leistungsmengenneutrale Prozesse (lmn-Prozesse) dadurch gekennzeichnet, dass ihr Arbeitsvolumen von der Leistungsmenge des indirekten Bereichs unabhängig ist. Dieser Effekt ist vor allem bei kreativen Tätigkeiten und bei Leitungsfunktionen zu beobachten. Dabei laufen kreative Prozesse zu unterschiedlich ab, als dass sie sich standardisiert über einer Maßgröße erfassen lassen. Hingegen sind Leitungstätigkeiten zu vielfältig, um sie mittels einer Kennzahl zu bestimmen. Die Anzahl der Leitungsvorgänge macht als Kostentreiber einfach keinen Sinn.

lmi und lmn Prozesse in der Prozesskostenrechnung

Beispiel zu Prozesshierarchien im Qualitätsmanagement

Betrachten Sie nun als Beispiel zur Beschreibung einer Prozesshierarchie den folgenden Fall: Die Anzahl der Stichproben bestimmt das Volumen des Arbeitsprozesses „Qualitätssicherung“, der deshalb einen lmi-Prozess (leistungsmengeninduzierter Prozess) darstellt. Das Arbeitsvolumen des Prozesses „Abteilung Qualitätssicherung leiten“ ist jedoch unabhängig von der Anzahl der Stichproben und lässt sich auch anderweitig nicht messen, weshalb hier ein lmn-Prozess vorliegt.

Die Unterscheidung zwischen lmi- und lmn-Prozessen ist deshalb wichtig, weil im nächsten Schritt nur für lmi-Prozesse Kostentreiber ermittelt werden.

Eine umfassende Aufgabe zur Kalkulation mit Prozesskosten finden Sie über den Link: https://kostenmanagementblog.wordpress.com/fallstudie-3-zum-prozesskostenmanagement/

Die Bildung einer Prozesshierarchie gewährt dem Prozessverantwortlichen somit mehr Prozesstransparenz. Diese kann er wiederum zur Prozessteuerung nutzen, um die Prozessperformance zu steigern und zur Kostenoptimierung im Hinblick auf die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit beizutragen.

Literatur zum Prozesskostenmanagement

Im Buch Prozesskostenmanagement in der Industrie (verlinkt zu Amazon) ist die Möglichkeit der Anwendung der Methodik für industrielle Prozesse beschrieben. Darüber hinaus ist die Verfahrensweise auch in der Literatur zum Kostenmanagement dargelegt.

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