Prozesskostenmanagement – Gemeinkosten

Das Prozesskostenmanagement entstand vor dem Hintergrund, die Gemeinkosten besser auf die Produkte verteilen zu können, als dies mittels der klassischen Zuschlagskalkulation gelingt. Denn in der Zuschlagskalkulation nutzt man zur Verrechnung von Gemeinkosten Zuschlagssätze, die dem Durchschnittsprinzip oder dem Tragfähigkeitsprinzip, aber nicht dem Verursachungsprinzip folgen.

Wahl geeigneter Bezugsgrößen

Zur Verrechnung der Gemeinkosten sind beim Prozesskostenmanagement für die jeweiligen Gemeinkostenbereiche geeignete Bezugsgrößen zu finden, zu denen sich die Gemeinkosten proportional verhalten. Darüber hinaus soll idealerweise ein Zusammenhang zwischen diesen Bezugsgrößen und den Kostenträgern gefunden werden. Auf diese Weise lassen sich spezielle Kennzahlen, die Prozesskostensätze, bestimmen.

Phasen im Prozesskostenmanagement

Hinsichtlich seines Aufbaus gliedert sich das Prozesskostenmanagement in vier aufeinander aufbauende Phasen:

  1. Prozessanalyse,
  2. Festlegung von Kostenbestimmungsfaktoren,
  3. Zusammenfassung von Teilprozessen zu Hauptprozessen,
  4. Berechnung von Prozesskostensätzen.

Prozesskostenmanagement für indirekte Unternehmensbereiche

Allerdings erstreckt sich das Prozesskostenmanagement lediglich auf Prozesse der indirekten Unternehmensbereiche. Dabei handelt es sich um jene Segmente, die im Unternehmen (in erster Linie) Gemeinkosten verursachen. Ohnehin nimmt die Bedeutung dieser Bereiche für das Unternehmen aufgrund wachsender Automatisierung und Internationalisierung weiter zu. Und gerade die Vielzahl der indirekten Leistungen, also all jener, die keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Produkt und Leistung erahnen lassen, drückt sich vor allem in den Bereichen Forschung & Entwicklung, Einkauf, Logistik, Produktionsplanung und –steuerung, Qualitätssicherung, Vertrieb und Verwaltung aus.

Kostenstrukturen

Letztlich ergibt sich eine Verschiebung der Kostenstrukturen. Denn der Anteil der Einzelkosten an den Produktkosten sinkt zugunsten des Anteils der Gemeinkosten. Dadurch wächst die Gefahr, das Verursachungsprinzip der Kostenverteilung aus den Augen zu verlieren, wenn lediglich klassische Wertgrößen zur Kostenverrechnung herangezogen werden (Verteilung von Fertigungsgemeinkosten auf Basis von Fertigungseinzelkosten oder Verteilung der Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten auf Basis der Herstellkosten). Beispielsweise verrechnete Hewlett Packard bis Mitte der 80er Jahre die gesamten Gemeinkosten in prozentualem Verhältnis zum Fertigungslohn. Volumenabhängige Schlüsselgrößen wie Fertigungslohnstunden führten in anderen Fällen sogar in der Zuschlagskalkulation zu Zuschlagssätzen von bis zu 1000%.

(Literaturhinweis: Georg, S.: Controlling im Mittelstand, Verlag Shaker, Aachen 2003, S. 97f.)

Lernvideo zum Prozesskostenmanagement

Zwei Studierende vom Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der htw saar haben im Fach Kostenmanagement ein Lernvideo zum Prozesskostenmanagement erstellt, das bei YouTube hochgeladen ist. Darin zeigen Sie anhand eines durchgängigen Beispiels die gesamte Struktur dieses Verfahrens des Kostenmanagements anschaulich auf:

Das gezeigte Video ist mit der Software Camtasia aus dem Hause TechSmith erstellt.

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