Prozesskostensätze – Prozesskostenstellenrechnung

Abschließend ermitteln Sie im Rahmen der Prozesskostenstellenrechnung die Prozesskostensätze, die die Verrechnung der Kosten auf die indirekten Bereiche ermöglichen. Dabei unterscheidet man zwischen dem leistungsmengeninduzierten (lmi) und dem leistungsmengenneutralen (lmn) Prozesskostensatz.

Berechnung des Gesamtprozesskostensatzes

Dabei sind der lmi-Prozesskostensatz und der lmn-Prozesskostensatz (Umlagesatz) zu bestimmen, die in der Addition den Gesamtprozesskostensatz bilden:

lmi-Prozesskostensatz = lmi-Prozesskosten / geplante Prozessmenge

lmn-Prozesskostensatz = lmn-Prozesskosten / Summe der lmi-Prozesskosten = Zuschlagssatz

Ermittlung der Prozesskostensätze

Schließlich ergibt sich der Gesamtprozesskostensatz der Prozesskostenrechnung (Amazon-Link) im Sinne einer Vollkostenrechnung aus der Addition von lmi- und lmn-Prozesskostensatz:

Gesamtprozesskostensatz = lmi-Prozesskostensatz + lmn-Prozesskostensatz

Beispiel zur Berechnung der Prozesskostensätze

Betrachten Sie für die Planung und Berechnung der Prozesskostensätze zunächst die folgenden Ausgangsdaten hinsichtlich Teilprozessen, Kostentreiber und Kostentreibermengen:

Beispiel zur Planung der Prozesskosten

Daraus ergibt sich dann beispielhaft bei Gesamtkosten von 500.000 Euro die folgende Berechnung für die lmi-Prozesskosten:

Zuordnung des Budgets auf die Teilprozesse gesamt

Und nach der Umlage der lmn-Kosten auf die lmi-Teilprozesse ergeben sich folgende Prozesskostensätze, die sich jeweils in einen lmi-Prozesskostensatz, einen lmn-Prozesskostensatz und einen gesamten Prozesskostensatz untergliedern:

Prozesskostenrechnung Kalkulation der Teilprozesse Beispiel

(Literaturhinweis mit direktem Amazon-Link: Kremin-Buch, Beate: Strategisches Kostenmanagement, Grundlagen und moderne Instrumente, 4. Auflage, Wiesbaden, Gabler, 2007, Tabelle S. 61, Strategisches Kostenmanagement: Grundlagen und Moderne Instrumente mit Fallstudien (German Edition) )

Video zur Ermittlung der Prozesskostensätze

Im folgenden Video sind Ihnen die Berechnungen zur Bestimmung der Prozesskostensätze im Rahmen des Prozesskostenmanagements zusammengefasst:

Der Prozesskostensatz und das Controlling

Mit der Berechnung der Prozesskostensätze bietet sich die Gelegenheit zu einem wirkungsvollen Kostencontrolling. Denn nun erkennen Sie, wie hoch die Kosten der Aktivitäten, Tätigkeiten und Prozesse der gemeinkostenverursachenden Bereiche im Unternehmen tatsächlich sind. Damit schaffen Sie die Informationen, die Sie zur Steuerung des Unternehmens im Sinne des Controllings (Vgl. dazu: https://www.meine-ebooks.de/das-controlling-konzept/) brauchen, um eine adäquate Kostenoptimierung zu ermöglichen.

Prozesskostensätze und Verursachungsgerechtigkeit

Letztlich kann bei der Bestimmung der Prozesskostensätze die Idee der verursachungsgerechten Kostenerfassung nicht gehalten werden. Denn im Endeffekt sind die leistungsmengenneutralen Kosten dann doch auf die leistungsmengeninduzierten Prozesse zu schlüsseln. Damit kommen an dieser Stelle wieder Ersatzprinzipien der Kostenverrechnung zum Einsatz. Konkret steht vor allem das Tragfähigkeitsprinzip im Raum. Denn ein Prozess, der bereits hohe lmi-Kosten zu tragen hat, muss nun auch mehr lmn-Kosten tragen. Folglich empfiehlt sich vor diesem Hintergrund, für bestimmte Fragestellungen von einer Vollkostenrechnung auf eine Teilkostenrechnung über zu gehen.

Beispielhaft gilt die folgende Empfehlung zur Verwendung der Prozesskostensätze. Wenn Sie die wirtschaftliche Erbringung bestimmter Prozesse analysieren wollen, dann sollten Sie auf der Verteilung der lmn-Prozesskosten per Prozesskostensatz auf die lmi-Prozesse verzichten, um das Verursachungsprinzip nicht zu verwässern.

Letztendlich liefert die Prozesskostenrechnung durchaus interessante Informationen. Beispielsweise sind die Prozesskostensätze auch in sofern interessant, dass schon im ersten Semester eines BWL-Studiums in der Regel die Formel zur Berechnung der optimalen Bestellmenge gelehrt wird. Dabei enthält diese Formel als eine der bestimmenden Kostenfaktoren u.a. die bestellfixen Kosten, also die fixen Kosten pro Bestellvorgang. Doch woher kennt man diese? Letztlich können Sie diese Frage mit der Nutzung der Prozesskostenrechnung beantworten. Daran sehen Sie, dass Prozessbewertungen im betriebswirtschaftlichen Bereich eine große Rolle spielen. Auch wenn die Prozesskostenrechnung als Ganzes keine große Verbreitung gefunden hat, so zeigt sich doch anhand dieses kleinen Beispiels, dass sie wichtige Hinweise für andere betriebswirtschaftliche Teilbereiche liefern und ihren Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit leisten kann.

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