Zielkostenmanagement – Target Costing

Das Target Costing (Zielkostenmanagement) hat seinen Ursprung in der betrieblichen Praxis der Automobilindustrie. Damit gilt es als ein Konzept des marktorientierten Kostenmanagements.

Grundfrage des Target Costing

Die Grundfrage des Target Costing lautet „Was darf ein Produkt kosten?“ und nicht „Was wird ein Produkt kosten?“. Damit unterscheidet es sich merklich vom Konzept der traditionellen Kostenrechnung. Die Definition des Zielkostenmanagements lautet: Das Target Costing ist eine Methode zur marktortientierten Steurung der Einzelkosten eines Produktes.

Das ursprünglich japanische Konzept des Zielkostenmanagements steht im starken Gegensatz zu traditionellen Kostenrechnungssystemen. Besonders in sehr stark wettbewerbsorientierten Märkten mit kurzen Produktlebenszyklen wie der Automobilindustrie sehen sich etablierte Anbieter gezwungen, neue Wege zu gehen. Allerdings waren ursprünglich gerade aufgrund der deutschen Ingenieurkunst vor allem qualitätsorientierte Strategien gefragt, die Kundenzufriedenheit über hohe Qualitätsstandards erlangen wollten. Zeitgleich standen Kostenfragen zunächst im Hintergrund. Jedoch lässt sich nicht jeder beliebige Preis am Markt durchsetzen, zumal es auch zahlreiche Unternehmen gibt, die das Zeil der Preisführerschaft verfolgen. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis das Target Costing seinen Weg fand.

Letztendlich bietet das Zielkostenmanagement einen weiteren Ansatz zum Kostenmanagement und zur Kostensteuerung im Unternehmen. Allerdings setzt es im Unterschied zum Prozesskostenmanagement nicht bei den Gemeinkosten, sondern bei den Einzelkosten an. Beispielsweise sorgt der Target Costing Prozess dafür, dass Produkte so konstruiert werden, dass der Kunde bereit ist, für die angebotenen Produktleistungen auch einen entsprechenden (kostendeckenden) Preis zu zahlen.

Kostenreduktionsbedarf im Zielkostenmanagement

Kostenfrage im Zielkostenmanagement

Gibt der Markt den Preis für ein Produkt vor, bleibt dem Unternehmen keine andere Wahl. Dann muss es zu Kosten produzieren, die unterhalb des Marktpreises liegen, um Gewinne erwirtschaften zu können. Mit dem Target Costing gelingt ein Ansatz der Markt- und Kundenorientierung, der eine größtmögliche Berücksichtigung von Kundenwünschen unter Herleitung marktzulässiger Zielkosten vorsieht. Somit stellt das Target Costing einen strategisch ausgerichteten Ansatz eines Kostenmanagementsystems dar, das für ein schon bestehendes, insbesondere aber für ein neu zu konzipierendes Produkt aus den erwarteten Absatzmarktbedingungen die Bestimmung sogenannter Zielkosten vorsieht. Beispielsweise nutzt die Automobilindustrie das Target Costing bei Neuentwicklungen von Modellen. Aber auch andere Bereiche der produzierenden Industrie können das Zielkostenmanagement nutzen. Dabei sollte das Produkt idealerweise in großer Stückzahl hergestellt werden können. Denn nur so kann man ausreichend Daten sammeln, um den Prozess der Zielkostenrechnung zu verfolgen.

Kundenwünsche und Kundenanforderungen

Wichtig ist für den Einsatz des Zielkostenmanagements, die Kundenwünsche und Kundenanforderungen an ein Produkt bestmöglich in den Produkteigenschaften abzubilden. Denn benötigen Sie eine Kaffeemaschine, mit der sich auch telefonieren können? Bestimmt nicht! Und deshalb sind Sie auch nicht bereit, für diese Produkteigenschaft zu bezahlen. Somit lernen Sie beim Zielkostenmanagement, Produkte so zu entwerfen, dass sie die Eigenschaften aufweisen, die ein Kunde auch nachfragt. Und dies wirkt sich positiv auf die Einzelkosten des Produktes aus. Allerdings ist zur Umsetzung der Kundenorientierung eine umfangreiche Marktforschung notwendig.

(Quelle: Georg, S.: Controlling im Mittelstand; Ort: Aachen 2003, S. 116.)

Umfassende Informationen zum Zielkostenmanagement erhalten Sie in folgendem zu empfehlendem Buch:

Target Costing. Modernes Zielkostenmanagement in Theorie und Praxis (Amazon-Link)

Zielkostenmanagement im Dienstleistungssektor

Inzwischen bestehen auch Überlegungen, das Zielkostenmanagement auch auf den Dienstleistungssektor zu übertragen. Zwar ist das Target Costing ursprünglich für industrielle Produkte entwickelt, aber auch Dienstleistungen enthalten Leistungskomponenten, die so auch vom Kunden nachgefragt werden müssen. Stellen Sie sich vor, ein Fitness Studio bietet Ihnen nur einen einzigen Tarif an, der eine Flatrate für das Gerätetraining, die Kurse und Getränke enthält. Wenn Sie jetzt gar keinen Kurs besuchen wollen, sind Sie wohl nicht bereit, Geld für die Kurse zu bezahlen. Und so sehen Sie, dass das Target Costing auch im Dienstleistungssektor sinnvoll einsetzbar ist. Denn so können Sie Produkte entwickeln, deren Angebotspreise auch zu den nachgefragten Leistungen passen.

Last Updated on