Deckungsbeitragsrechnung – Definition und Varianten

Die Deckungsbeitragsrechnung (DB-Rechnung) ist ein weit verbreitetes Instrument zur Berechnung und Analyse von Kosten im Rahmen des Kostenmanagements und des unternehmerischen Controllings. Sie stellt für jedes Bezugsobjekt (z.B. für jedes Produkt) die Erlöse den variablen Kosten dieses Bezugsobjektes (kv) gegenüber. Erst im nächsten Schritt oder in den nächsten Schritten werden die gesamten Fixkosten als Block bzw. Blöcke berücksichtigt. Beginnen wir aber zunächst einmal mit einer wichtigen Definition:

Deckungsbeitrag Definition

Der Deckungsbeitrag ist wie folgt definiert:

Deckungsbeitrag = Umsatz – variable Kosten

Betrachten Sie dazu das folgende Beispiel zur Berechnung des Deckungsbeitrags: Verkauft ein Unternehmen von einem Produkt 100 Stück zu einem Preis von 20 Euro pro Stück, dann erzielt es einen Umsatz von 2.000 Euro. Betragen hierbei die variablen Stückkosten 6 Euro pro Stück, dann betragen die gesamten variablen Kosten 600 Euro. Als Deckungsbeitrag ergibt sich demnach die Differenz von 2.000 Euro und 600 Euro, damit also 1.400 Euro.

Alternativ werden für den Stück-Deckungsbeitrag vom Preis eines Produktes die variablen Stückkosten subtrahiert:

Stück-Deckungsbeitrag = Preis – variable Stückkosten

Im obigen Beispiel sind demnach von 20 Euro pro Stück (Preis) 6 Euro pro Stück (variable Stückkosten) zu subtrahieren, woraus sich ein Stück-Deckungsbeitrag von 14 Euro pro Stück errechnen lässt.

Generell findet die DB-Rechnung eine große Verbreitung in der Unternehmen. Das liegt vor allem an den umfangreichen betrieblichen Einsatzmöglichkeiten. Beispielsweise kann man die Deckungsbeitragsrechnung sowohl zum Produktcontrolling als auch zum Vertriebscontrolling oder zum Beschaffungscontrolling nutzen.

Betrachten Sie auch das Lernvideo zur Definition des Begriffs Deckungsbeitrag:

Besonderheit der DB-Rechnung

Besonders zu betonen ist das Konstrukt einer Deckungsbeitragsrechnung. In dieser ist man bestrebt, alle Kosten und Erlöse verursachungsgerecht auszuweisen. Um diese Verursachungsgerechtigkeit zu ermöglichen, kommt es zu keinerlei Schlüsselungen von Kosten, wie sie z. B. bei der klassischen Kostenrechnung über die Verrechnung von Gemeinkosten üblich sind. Fixkosten werden demnach nicht mittels einer Bezugsgröße nach dem Durchschnittsprinzip verteilt, sondern nur dort verrechnet, wo die Fixkosten auch ursächlich entstehen. Betrachten Sie hierzu auch das folgende Lernvideo:

Zudem gibt es zahlreiche Varianten der Deckungsbeitragsrechnung, die Ihnen nun vorgestellt werden sollen.

Einfache Deckungsbeitragsrechnung

Wie aber funktioniert die Rechnung im Detail? Bei der einfachen Deckungsbeitragsrechnung (DBR) sind zuerst von jedem Produkterlös die Skonti und Rabatte (Erlösschmälerungen) abzuziehen. Danach sind im zweiten Schritt die spezifischen variablen Kosten zu verrechnen. So ist bei jedem Produkt der Deckungsbeitrag zu ermitteln. Im nächsten Schritt können Sie alle Deckungsbeiträge kumulieren (addieren) und somit den Gesamtdeckungsbeitrag bilden. Letztendlich sind noch die Fixkosten zu verrechnen, woraus sich das Betriebsergebnis ergibt. Betrachten Sie dazu das folgende Rechenbeispiel zum Produktcontrolling:

Einfache Deckungsbeitragsrechnung
ProdukteABC
Umsatzerlöse2.000€3.000€4.000€
– Erlösschmälerungen300€100€250€
= Nettoerlöse1.700€2.900€3.750€
– variable Kosten800€1.800€2.000€
= Deckungsbeitrag900€1.100€1.750€
Gesamtdeckungsbeitrag3.750€
– Fixkosten3000€
= Betriebsergebnis750€

Im Beispiel weisen alle 3 Produkte einen positiven Deckungsbeitrag aus und tragen damit zum Ausgleich (zur Deckung) der Fixkosten bei. Wichtig ist dabei das Verständnis, dass sich variable Kosten mit der Hohe der Beschäftigung (der Produktionsmenge) verändern, wohingegen die Höhe der Fixkosten nicht von der Produktionsmenge beeinflusst wird. Ein typisches Beispiel für Fixkosten sind kalkulatorische Abschreibungen als Teil der kalkulatorischen Kosten, wenn diese – wie bei der linearen Abschreibung üblich – einfach einer zeitlichen Verteilung von Anschaffungskosten entsprechen. Die Höhe der Abschreibungen ist dann unabhängig von der tatsächlichen Beschäftigung.

Im Video zur einstufigen Deckungsbeitragsrechnung können Sie sich das Konzept noch einmal anschauen:

Generell lohnen sich für ein Unternehmen alle Produkte, die einen positiven Deckungsbeitrag aufweisen, da sie zur Fixkostendegression beitragen. Jedoch hat die einstufige DBR nur eine begrenzte Aussagekraft, da die Fixkosten in einem Block abzuziehen sind und man die Ebenen, auf denen sie anfallen, nicht weiter berücksichtigt. Doch auch dafür gibt es eine Lösung.

Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung

Im Gegensatz zur einstufigen Deckungsbeitragsrechnung werden bei der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung die Fixkosten nicht in einem Block abgezogen, sondern durch Aufgliederung und Kategorisierung in mehreren Stufen berücksichtigt. Dies hat den Vorteil, dass das Ergebnis aussagekräftiger ist als bei der einfachen Deckungsbeitragsrechnung. Nachfolgende Tabelle zeigt eine solche mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung. Dabei sind die verschiedenen Ebenen der Fixkosten-Berücksichtigung in der letzten Spalte beschrieben.

Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung
ProdukteBrot

I

Brot

II

Brot

III

Brezel

I

Brezel

II

Beschreibung der Fixkosten
Umsatzerlöse2.000€3.000€2.000€5.000€1.000€
− Erlös-schmälerung300€200€100€200€100€
= Erlöse nach Berücksichtigung der Erlös-schmälerungen1.700€2.800€1.900€4.800€900€
− variable Kosten600€800€900€1.600€300€
= DB I1.100€2.000€1.000€3.200€600€
− Produktfixe Kosten200€500€300€1.000€100€Fixkosten, die nur durch eine Produktart verursacht wurden.
= DB II900€1.500€700€2.200€500€
− Produkt-gruppenfixe Kosten1.000€500€2.000€Alle Fixkosten, die durch eine Gruppe von Produktarten verursacht wurden.
DB III1.400€200€700€
− Bereichsfixe Kosten300€200€Fixkosten, die einer Sparte eindeutig zugeordnet werden können.
DB IV1.300€500€
−unternehmens-fixe Kosten700€Alle verbleibenden Fixkosten, die sich nicht verursachungsgerecht zurechnen lassen.
Betriebsergebnis

1.100€

Auch in diesem Beispiel sind alle errechneten Deckungsbeiträge positiv. Somit trägt jede einzelne Produktart, aber auch jede Produktgruppe und jeder Produktbereich zum Ausgleich der bis dahin noch nicht verrechneten Fixkosten bei.

Auch die mehrstufige DB-Rechnung ist Ihnen in einem kurzen Video erläutert:

Relative Deckungsbeitragsrechnung

Den relativen Deckungsbeitrag (dbrel) kann man heranziehen, wenn mehrere Produkte für dieselben Produktionsfaktoren rivalisieren. Wenn bei einem Produktionsfaktor wie z. B. der Produktionszeit, der benötigten Lagerfläche oder der Rohstoffmenge ein Engpass vorliegt, kommt der relative Deckungsbeitrag zum Einsatz. Dazu ist der dbrel zu errechnen, indem man den Quotienten aus Stückdeckungsbeitrag (db) und der jeweiligen Engpassgröße bildet. Dieser ist dann beispielsweise in Euro pro Stunde (bei der Zeit als kritischer Größe) oder in Euro pro Quadratmeter beanspruchter Fläche (bei der Fläche als Engpass-Faktor) auszugeben.

Je größer der relative Deckungsbeitrag ist, um so interessanter ist das jeweilige Produkt für das Produktionsprogramm. Dagegen sollten Produkte mit kleinem relativem Deckungsbeitrag nicht produziert werden, wenn keine ausreichende Kapazität gegeben ist. Auf diese Weise liefert der relative Deckungsbeitrage wichtige Erkenntnisse zur Gewinnoptimierung.

Allerdings ist der relative Deckungsbeitrag in der Praxis häufig nicht leicht zu bestimmen. Und dennoch spielt er eine große Rolle. So sind beispielsweise die oft kleinen Ladenflächen in den Shops an Tankstellen so zu bestücken, dass die verkauften Produkte einen möglichst hohen Deckungsbeitrag pro Quadratmeter Verkaufsfläche ermöglichen.

Bestimmung des Mindestverkaufspreises mit der Deckungsbeitragsrechnung

In der Kostenrechnung dominiert zur Kostenkalkulation in der Regel die Vollkostenrechnung. Dies ist auch grundsätzlich sinnvoll, da ein Unternehmen natürlich alle ihm entstehenden Kosten wieder einspielen muss. Allerdings gibt es Fragestellungen, bei denen die Anwendung der Vollkostenrechnung zu Fehlentscheidungen führt. Betrachten Sie zum Beispiel den Fall, dass ein Kunde Ihnen die Annahme eine Zusatzauftrages anbietet, nachdem Sie bereits Ihre Planzahlen erreicht haben. In diesem Fall genügt es, dass der Zusatzauftrag einen positiven Deckungsbeitrag leistet. Das heißt, Sie müssen nicht mehr die Fixkosten mit einkalkulieren, da diese jetzt nicht entscheidungsrelevant sind. Denn die Fixkosten ändern sich je per Definition nicht, wenn Sie den Zusatzauftrag annehmen. Sie erzielen lediglich mehr Umsatz und haben höhere variable Kosten. Der Mindestverkaufspreis ist somit so anzusetzen, dass Sie einen positiven Deckungsbeitrag erzielen. Andernfalls wäre die Annahme des Zusatzauftrages für Sie nicht interessant.

Kurzfristige und langfristige Preisuntergrenze

Weitere Informationen zur Bestimmung des kruzfristigen Mindestpreises sind Ihnen im folgenden Lernvideo zusammengestellt:

Deckungsbeitragsrechnung und Break-even-Menge

Die Break-even-Menge beschreibt die benötigte Produktionsmenge bzw. Verkaufsmenge, um gerade keinen Verlust mehr bzw. einen Gewinn von Null zu erwirtschaften.

Gewinnschwellenanalyse (Graphische Darstellung)

Im Ein-Produkt-Fall können Sie zur Bestimmung der Break-even-Menge die Fixkosten durch den Stück-Deckungsbeitrag des Produktes dividieren und erhalten so das gesuchte Ergebnis. Das ist natürlich auch logisch, denn den Stück-DB gibt Ihnen ja gerade Auskunft darüber, mit welchem Betrag ein Produkt zur Fixkostendeckung beiträgt. Betrachten Sie dazu folgendes Beispiel: Beträgt der Stück-DB eines Produktes 5 Euro pro Stück und haben Sie Fixkosten von 100 Euro, dann müssen Sie 20 Produkteinheiten verkaufen, um die Fixkosten zu verdienen.

Gewinnschwellenanalyse und Break-even-Punkt

„Ist der Deckungsbeitrag höher als die Fixkosten, wirtschaftet das Unternehmen profitabel.“ (Quelle: https://debitoor.de/lexikon/deckungsbeitrag)

Auch zur Anwendung der DB-Rechnung zur Bestimmung der Gewinnschwelle (Break-even-Point) steht Ihnen ein Lernvideo zur Verfügung:

Optimierung des Produktionsprogramms mittels DB-Rechnung

Schließlich lässt sich die Deckungsbeitragsrechnung auch noch dazu nutzen, das Produktionsprogramm zu optimieren, wenn im Unternehmen ein Engapss vorliegt. Müssen beispielsweise mehrere Produkte einen Fertigungsarbeitsplatz passieren und ist dieser Arbeitsplatz voll ausgelastet, dann sind die Produkte vorrangig herzustellen, die den größten engpassbezogenen Deckungsbeitrag aufweisen. Auch zu diesem Thema steht Ihnen ein Lernvideo zur Verrfügung:

Weitere Informationen zur Deckungsbeitragsrechnung finden Sie über den folgenden Link: Deckungsbeitragsrechnung auf wl-wirtschaftslehre.de.

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