Zielkostenindex berechnen
Für jede Komponente eines Produktes ist im Rahmen des Target Costings ein Zielkostenindex zu bestimmen, den man als Quotient von Kundennutzen und Kostenanteil der Komponente berechnet. Dieser hilft dabei, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Beispiel zum Zielkostenindex
Betrachten Sie zur Berechnung des Zielkostenindex das auf dieser Website schon eingeführte Beispiel. In diesem Fall setzt sich das Produkt aus insgesamt 7 Komponenten K1 bis K7 zusammen. Der Kundennutzen der einzelnen Komponenten (bspw. auf Basis einer Wertanaylse) und der Kostenanteil der Produktkomponenten (auf Basis einer Ist-Kostenrechnung) sind zur Berechnung des Zielkostenindex bereits ermittelt.
In diesem Beispiel ergänzen sich sowohl der Kundennutzen als auch der Kostenanteil jeweils zu 100%. Das bedeutet, dass das Produkt an sich zu den richtigen Gesamtkosten hergestellt wird. Innerhalb des Produktes sind jedoch einzelne Komponenten zu teuer und andere wiederum zu preiswert realisiert. Das ist natürlich eine absolute Ausnahmesituation.
In der Regel entsprechen die Produkt-Zielkosten nicht exakt den Produkt-Istkosten. Wenn das Produkt insgesamt zu teuer in der Herstellung ist, dann ergänzen sich die Kostenanteile der Komponenten zu mehr als 100%, denn zur Berechnung der Kostenanteile sind stets die Istkosten einer jeden Komponente zu den Zielkosten des Gesamtproduktes ins Verhältnis zu setzen. Das eigentliche Kostenziel des Produktes ist dann noch nicht erreicht.
Bedeutung der Zielkosten
Es ist sehr wichtig, dass Sie die Istkosten der Komponenten nicht mit den Istkosten des Gesamtproduktes, sondern mit den Zielkosten des Gesamtproduktes vergleichen. Ansonsten wird bei der Berechnung des Index-Wertes nicht deutlich, dass Kosteneinsparungen notwendig sind: Betrachten Sie dazu ein Produkt, das doppelt so viel kostet (30 Euro), wie es dürfte (15 Euro). Das Kostenziel ist also deutlich verfehlt.
Das Produkt bestehe aus 2 Komponenten A und B, deren Kundennutzen im Verhältnis 2 zu 1 stehen. Wenn die Komponente A derzeit Istkosten von 20 Euro und die Komponente B derzeit Istkosten von 10 Euro ausweist, dann ist zwar das richtige Kostenverhältnis gegeben (nämlich 2 zu 1), beide Komponenten sind aber dennoch um 100% zu teuer, das heißt, der Index muss den Wert 2,0 annehmen. Das erreichen Sie nur, wenn Sie die Istkosten der Komponenten an den Zielkosten des Produktes messen. In der gängigen Literatur ist die Berechnung leider häufig falsch dargestellt. Deshalb achten Sie hierauf ganz besonders.
Bedeutung des Zielkostenindex
Der Index gibt an, bei welchen Komponenten Maßnahmen zur Kostensenkung durchgeführt werden sollen:
- Zielkostenindex < 1: Die Kennzahl zeigt, dass die Kosten der Komponente in Relation zum Kundennutzen zu hoch sind. Bei diesen Komponenten sind Einsparungen vorzunehmen, ohne dass dadurch die Marktchancen des Produktes beeinträchtigt werden, um das Kostenziel zu erreichen. Hier geht es um die Verwirklichung klassischer Kostensenkungspotenziale zur Kostenreduzierung. Vielleicht hilft bereits ein preiswerteres Material bei der Kostensenkung, solange die Qualität des Produktes nicht unter dem Materialaustausch leidet.
- Zielkostenindex = 1: Idealfall, optimales Verhältnis von Kundennutzen der Komponente und Anteil der Komponentenkosten an den Gesamtkosten des Produktes. Sicherlich ist dieser Fall, dass das Kostenziel exakt erreich ist, nur sehr selten zu beobachten. Aber auch Werte in der Nähe von 1 sind Hinweise auf ein grundsätzlich passendes Kostenniveau.
- Zielkostenindex > 1: Der Kundennutzen der Komponente ist größer als ihr Anteil an den Kosten des Produktes. Die Kosten sind vertretbar. Wenn Sie hier Verbesserungen der Produktqualität vorantreiben, haben Sie gute Aussichten, die dadurch entstehenden Zusatzkosten an den Kunden weitergeben zu können. Diese Komponenten sind besonders für Modellüberarbeitungen interessant. Denn der Kunde schätzt die Komponente ohnehin höherwertiger ein im Vergleich zu Ihren Komponentenkosten.
Fazit zum Zielkostenindex
Natürlich sind Abweichungen vom Zielkostenindex-Wert 1 normal. Deshalb müssen Sie noch entscheiden, welche Abweichungen Sie tolerieren können. Bei vergleichsweise unwichtigen Komponenten mit geringem Gesamtbedeutungsgrad werden Sie den Toleranzbereich wahrscheinlich breiter wählen können. Dagegen ist es typisch, bei Komponenten mit hoher Bedeutung genauer auf die Einhaltung des Idealwertes (des eigentlichen Kostenziels) zu achten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Und deshalb ist dann der Toleranzbereich eher knapp zu bemessen.
Auf jeden Fall gibt Ihnen der Zielkostenindex im Rahmen der Zielkostenrechnung wesentliche Hinweise auf die Produktkomponenten, bei denen Handlungsbedarf hinsichtlich der Kosten und Leistungen besteht. In wie weit Sie diese Hinweise nutzen können, um das Produkt zu überarbeiten, müssen Sie stets im Einzelfall klären. Denn es ist durchaus auch denkbar, dass sich gewisse Missverhältnisse aufgrund technischer Gegebenheiten nicht verändern lassen.
Wenn Sie zudem den Kundenutzen und die Istkostenanteil an den gesamten Zielkosten in ein Koordinatensystem eintragen, erhalten Sie nicht nur das Value Control Chart, sondern Sie sehen auch, für welche Komponenten der Zielkostenindex passt, für welche er zu groß und für welche er zu klein ist. Auf jeden Fall gibt Ihnen eine maßvolle Verwendung des Indizes eine Chance, die Wirtschaftlichkeit von Produkten zu verbessern und so die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
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