Minijob – Personalkosten beim 520 Euro Job

Für den Minijob galt zuletzt eine Verdienstgrenze von 450 Euro pro Monat, die aber zum 1. Oktober 2022 auf 520 Euro und zum 1. Januar 2024 auf 538 Euro angehoben wurde. Doch was bedeutet das für die Personalkosten des Unternehmens? Und was bedeutet das für den Arbeitnehmer?

Verdienstgrenze von 450 Euro über 520 auf 538 Euro bei Minijob angehoben

Der Gesetzgeber hat zum 1.10.2022 neue Möglichkeiten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber geschaffen und diese zum 1. Jabuar 2024 aktualisiert. Denn Minijobber dürfen seit Oktober 22 nun 520 Euro pro Monat verdienen. Zuvor lag die Grenze bei 450 Euro, vor dem Jahr 2013 sogar nur bei 400 Euro. Das heißt jetzt aber nicht, dass jeder Minijobber nun automatisch mehr Geld verdient. Denn bei den 520 bzw. 538 Euro handelt es sich um eine Verdienstgrenze für den Minijob. Unternehmen dürfen auch Minijobs im Umfang von 280 Euro oder 350 Euro pro Monat vergeben. Jeder beliebige Monatsverdienst unterhalb von 538 Euro ist jetzt möglich – solange der Mindestlohn gezahlt wird. Und dieser ist in Deutschland bereits zum 1.7.2022 auf 10,45 Euro je Stunde und am 1.10.2022 auf sogar 12 Euro je Stunde gestiegen. Das ist (Stand Oktober 2022) der zweihöchste in Europa. Nur in Luxemburg wird noch mehr bezahlt. Ab Januar 2024 steigt der Mindestlohn weiter auf 12,41 Euro pro Stunde (Quelle: Statitisches Bundesamt).

Ist brutto gleich netto beim Minijob?

Wird der Minijob als geringfügig entlohnte Beschäftigung ausgeübt, dann ist der Verdienst arbeitslosenversicherungs-, krankenversicherungs- und pflegeversicherungsfrei. Auch von der Rentenversicherungspflicht können sich die Arbeitnehmer auf Antrag befreien lassen. In diesen Fällen entspricht der Bruttolohn tatsächlich dem Netto-Arbeitsentgelt für den Arbeitnehmer. Allerdings gilt das nur, solange der Arbeitnehmer nur einem Minijob nachgeht. Sobald es zwei oder mehr geringfüfig entlohnte Beschäftigungen sind, geht der Status als Minijobber verloren.

Personalkosten beim Minijob für Unternehmen

Beschäftigen Unternehmen Menschen für maximal 520 Euro (450 Euro bis 30.09.2022, 538 Euro ab 1.1.2024), entstehen ihnen neben dem Arbeitsentgelt noch weitere Kosten. So müssen Sie bspw. 13% des Arbeitsentgeltes für die gesetzliche Krankenversicherung aufbringen – es sei denn, der Arbeitnehmer ist privat krankenversichert. Außerdem fallen auch noch 15% für die Rentenversicherung an. Hinzu kommen 1,3 bis 1,45% für die Umlagen U1, U2 und U3, mit denen die Kosten für die Entgeltfortzahlung bei Krankheit, der Aufwendungsersatz bei Mutterschaft (bzw. Beschäftigungsverbot während der Schwangerschaft) und das Insolvenzgeld abgedeckt sind. Außerdem fallen auch noch 2% Pauschalsteuer und der Beitrag zur Unfallversicherung (bspw. 1,6%) an. Damit entstehen dem Arbeitgeber Zusatzkosten von rund 33% auf das Arbeitsentgelt des Minijobs von bis zu 520 Euro im Monat. Das überrascht besonders viele Arbeitnehmer, die glauben, die Unternehmen müssten beim Minijob auch nur den Arbeitslohn bezahlen.

Minijob im privaten Haushalt

Auch Privatpersonen können Minijobber einstellen, bspw. als Reinigungskraft oder zur Unterstützung bei der Pflege von Menschen. Die Kosten für Privatleute als Arbeitgeber unterscheiden sich von denen der Unternehmen. Denn Privatpersonen müssen nur 5% Abgabe für die Krankenversicherung und ebenfalls nur 5% für die Rentenversicherung zahlen. Hinzu kommen ebenfalls die Umlagen U1, U2 und U3 sowie die Beiträge zur Unfallversicherung sowie die Pauschalsteuer. Damit betragen die Personalnebenkosten für den 450-Euro-Job bzw. den 520-Euro-Job nur 15 Prozent.

Nebenkosten beim Minijob (450 Euro bzw. 520 Euro)

Nebenkosten beim Minijob (450 Euro bzw. 520 Euro)

Beachten Sie, dass es noch rentenrechtliche Besonderheiten gibt, die an dieser Stelle aber zu weit führen und die Sie bei Bedarf am besten bei der Deutschen Rentenversicherung erfragen. Außerdem besteht im privaten Haushalt auch noch die Möglichkeit zur steuerlichen Abzugsfähigkeit des Minijob-Entgelts, aber nur bis zu definierten Höchstgrenzen.

Mindestlohn und Minijob

Seit dem 1. Januar 2015 gilt der Mindestlohn auch für die 450-Euro-Jobs (jetzt 520-Euro-Jobs). Damit müssen auch Arbeitsbeginn, Arbeitsende und die täglichen Pausenzeiten aufgezeichnet werden. Und diese Aufzeichnungspflichten bestehen nicht nur für geringfügig entlohnte Beschäftigte, sondern auch für kurzfristig Beschäftigte (längstens 3 Monate bzw. 70 Arbeitstage). Ab 1. Oktober 2022 beträgt der Mindestlohn 12 Euro pro Stunde.

Der Minijob ist beliebt

Während 2009 nur knapp 5 Millionen Minijobber gezählt wurden, waren es im September 2014 bereits 7,5 Millionen gewesen. Davon arbeitet etwa ein Drittel im Nebenjob, d.h. rund 2,5 Millionen Menschen sind zusätzlich noch einer Hauptarbeitstätigkeit nachgegangen und haben sich mit den 450 bzw. 520 Euro Geld hinzuverdient. Grund dafür dürfte auch die Bedeutung der Personalkosten für viele Betriebe sein, besonders für diejenigen, die als personalintensiv gelten. „Lohn-, personal- oder arbeitsintensiv sind alle Organisationen, bei denen die Lohnkosten den höchsten Anteil an den Gesamtkosten ausmachen. Hierzu zählen insbesondere der Gesundheits- und Wohlfahrtssektor, Dienstleistungsunternehmen und Verwaltungseinrichtungen, Kulturbetriebe sowie das Handwerk.“ (Quelle: https://refa.de/service/refa-lexikon/kostenstruktur)

Bedeutung des Minijobs für die deutsche Wirtschaft

Der Minijob, auch als geringfügige Beschäftigung bekannt, spielt eine bedeutende Rolle in der deutschen Wirtschaft und hat Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des Arbeitsmarktes, der Beschäftigung und der sozialen Sicherheit:

Beschäftigungsförderung

Minijobs bieten eine flexible Beschäftigungsmöglichkeit für Arbeitnehmer, insbesondere für Personen, die nach einer Teilzeitbeschäftigung suchen oder zusätzliches Einkommen neben ihrer Haupttätigkeit verdienen möchten. Dies trägt zur Förderung der Beschäftigung bei und ermöglicht es Arbeitgebern, Arbeitskräfte nach Bedarf einzustellen.

Beispiel: Eine alleinerziehende Mutter arbeitet in Teilzeit als Verkäuferin in einem Supermarkt, verdient jedoch nicht genug, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie nimmt einen Minijob als Kassiererin an einem anderen Standort an, um ihr Einkommen zu ergänzen und finanzielle Engpässe zu vermeiden.

Flexibilität für Arbeitgeber

Minijobs bieten Arbeitgebern eine flexible Möglichkeit, temporäre oder geringfügige Arbeitskräfte einzustellen, ohne langfristige Verpflichtungen einzugehen. Dies ermöglicht es Unternehmen, saisonale Schwankungen in der Nachfrage zu bewältigen oder kurzfristige Personalengpässe zu überbrücken.

Beispiel: Ein Einzelhandelsunternehmen stellt zusätzliche Verkaufskräfte während der Weihnachtszeit ein, um den erhöhten Kundenverkehr zu bewältigen. Diese Mitarbeiter arbeiten auf Minijob-Basis und unterstützen das reguläre Personal während der geschäftigen Feiertagszeit.

Einstiegsmöglichkeiten für Arbeitsuchende durch den Minijob

Minijobs bieten oft einen niedrigschwelligen Einstieg in den Arbeitsmarkt für Personen mit geringer Qualifikation oder ohne vorherige Berufserfahrung. Dies kann insbesondere für junge Menschen oder Langzeitarbeitslose eine wichtige Möglichkeit sein, erste Arbeitserfahrungen zu sammeln und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern.

Ein Schüler absolviert einen Minijob als Aushilfe in einem Café während der Schulferien, um sich ein zusätzliches Taschengeld zu verdienen und gleichzeitig erste praktische Erfahrungen im Arbeitsleben zu sammeln.

Der Minijob als Ergänzung zur Altersvorsorge

Für viele Rentner und Rentnerinnen stellen Minijobs eine Möglichkeit dar, ihre Rente aufzubessern und ihr Einkommen im Ruhestand zu erhöhen. Dies kann dazu beitragen, finanzielle Engpässe im Alter zu vermeiden und die Lebensqualität im Ruhestand zu verbessern.

Beispiel: Ein Rentner arbeitet einige Stunden pro Woche als Reinigungskraft in einem Bürogebäude, um seine Rente aufzubessern und zusätzliches Geld für Freizeitaktivitäten oder Urlaub zu verdienen.

Beitrag zur Sozialversicherung

Obwohl Minijobs in der Regel von der Sozialversicherungspflicht befreit sind, leisten Arbeitnehmer und Arbeitgeber dennoch Beiträge zur Rentenversicherung. Dies trägt langfristig zur Stabilisierung des Rentensystems bei und ermöglicht es Minijobbern, Rentenansprüche aufzubauen.

Beispiel: Ein Minijobber, der monatlich 450 Euro verdient, zahlt einen Pauschalbeitrag zur Rentenversicherung in Höhe von 15 Prozent seines Einkommens. Auch der Arbeitgeber entrichtet einen Pauschalbeitrag zur Rentenversicherung für seinen Minijobber.

Insgesamt spielt der Minijob eine vielfältige und bedeutende Rolle in der deutschen Wirtschaft, indem er Beschäftigungsmöglichkeiten schafft, Flexibilität für Arbeitgeber bietet, den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert, zur Altersvorsorge beiträgt und zur Stabilisierung des Rentensystems beiträgt. Trotz gelegentlicher Kritik bleibt der Minijob ein wichtiger Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes und ein wichtiges Instrument zur Förderung von Beschäftigung und sozialer Sicherheit.

Die besondere Bedeutung des Minijobs als Ergänzung zur Altersvorsorge

Insbesondere für Rentner und Rentnerinnen bietet der Minijob eine Möglichkeit, ihr Einkommen im Ruhestand aufzubessern und ihre finanzielle Situation zu verbessern:

Zusätzliches Einkommen im Ruhestand durch den Minijob

Für viele Rentner und Rentnerinnen reicht die gesetzliche Rente allein oft nicht aus, um ihren Lebensstandard im Ruhestand aufrechtzuerhalten oder zusätzliche Ausgaben zu decken. Ein Minijob bietet die Möglichkeit, zusätzliches Einkommen zu verdienen und finanzielle Engpässe im Alter zu vermeiden.

Beispiel: Eine Rentnerin, deren Rente knapp bemessen ist, nimmt einen Minijob als Verkäuferin in einem Einzelhandelsgeschäft an, um ihr Einkommen aufzubessern und sich ein finanzielles Polster für unvorhergesehene Ausgaben oder Freizeitaktivitäten zu schaffen.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Minijobs sind oft flexibel in Bezug auf Arbeitszeiten und Arbeitsumfang, was es Rentnern ermöglicht, ihre Arbeitsbelastung je nach Bedarf anzupassen. Dies ermöglicht es ihnen, ihre Arbeitstätigkeit mit anderen Verpflichtungen, wie beispielsweise der Pflege von Angehörigen oder persönlichen Interessen, in Einklang zu bringen.

Ein Rentner nimmt einen Minijob als Gärtner in einem botanischen Garten an. Er kann seine Arbeitszeiten so gestalten, dass sie seinen Vorlieben und seiner körperlichen Verfassung entsprechen, und sich so eine sinnvolle Beschäftigung im Ruhestand verschaffen.

Aufbau von zusätzlichen Rentenansprüchen

Obwohl Minijobs in der Regel von der Sozialversicherungspflicht befreit sind, zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber dennoch Beiträge zur Rentenversicherung. Dies ermöglicht es Rentnern, zusätzliche Rentenansprüche aufzubauen und ihre finanzielle Absicherung im Alter zu verbessern.

Ein Rentner, der einen Minijob ausübt, zahlt Pauschalbeiträge zur Rentenversicherung, die zur Erhöhung seiner Rentenansprüche beitragen. Obwohl die Beiträge niedriger sind als bei regulärer Beschäftigung, leisten sie dennoch einen wichtigen Beitrag zur Altersvorsorge.

Der Minijob als sinnvolle Beschäftigung im Ruhestand

Neben den finanziellen Vorteilen bietet ein Minijob Rentnern oft auch die Möglichkeit, sich weiterhin aktiv am Arbeitsleben zu beteiligen und soziale Kontakte zu pflegen. Dies kann dazu beitragen, die geistige und körperliche Gesundheit im Alter zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern.

Beispiel: Ein Rentner, der ein Leben lang als Lehrer gearbeitet hat, nimmt nach seiner Pensionierung einen Minijob als Nachhilfelehrer an. Er genießt es, sein Wissen und seine Erfahrung an junge Menschen weiterzugeben und fühlt sich weiterhin sinnvoll und produktiv.

Zuletzt aktualisiert am von Prof. Dr. Stefan Georg